Karibik — endlose weiße Sandstrände, kleine, einsame Inseln mit Palmen und türkisfarbenes Wasser …
So hatte ich mir die Kleinen Antillen vorgestellt. Wie so oft im Leben kam es erstmal ganz anders als erwartet.
Den größten Teil der Zeit bisher waren wir damit beschäftigt, uns am Leben zu halten. Also Arztbesuche und Krankenhaus, das hat Frank ja schon ausführlich beschrieben, dann Basics besorgen: Trinkwasser und Lebensmittel. Die Karibik soll ja teuer sein, aber trotzdem hauen uns die Preise manchmal um. Heute haben wir mit Lisas Hilfe und zwei Rucksäcken einige 5l-Plastikkanister Trinkwasser gebunkert. So ein Kanister kostet rund 15EC also etwa 5€, eine 1,5l-Flasche 8EC etwa 2,70€. Auf Union Island gab es einen kleinen Markt mit einigen Gemüseständen, ein mittelgroßer Kohlkopf sollte 7€ kosten, alle Obst- und Gemüsepreise waren so, dass wir beschlossen, noch eine Weile von Reis und Linsen aus unseren Trockenvorräten zu leben. Im Supermarkt in Clifton kauften wir trotzdem 1,5l Wasser, 1,5l Cola und 1,5l Bier für insgesamt 18€. Je kleiner die Insel, desto teurer, das hat ja auch eine gewisse Logik. Tatsächlich sind vor allem die frischen Sachen auf St. Vincent nur etwa so teuer wie in Deutschland. Aber dafür trumpft die Marina auf: 38€ für unser “kleines” Schiff, dazu kommen je 2€ für Duschen, 4€ für einen Sack Müll, 4ct pro Liter Wasser und 20€ für eine Nacht am Landstrom. Da hat man schon mal das Gefühl, ausgenommen zu werden. Waschmaschinen gibt es nicht, nur laundry service, d.h. man bekommt seine Wäsche trocken und zusammengelegt zurück. Wir haben in der Marina unsere Wäsche für insgesamt 75€ (ja, wirklich Euro) waschen lassen, was nach Gewicht geht. Dabei werden die Taschen übrigens mitgewogen, weil man die Wäsche ja nicht ohne Tasche an die Waage hängen kann (bestechende Logik). Mein innovativer Vorschlag, man könnte doch danach das Gewicht der leeren Tasche wieder abziehen, wurde nur mit einem verständnislosen Blick und einem “we dont’t do that” quittiert.
Wir sind auch viel Bus gefahren bisher. Das Hauptverkehrsmittel auf den Inseln ist der Minibus. Ein “Bus” ist hier immer ein Kleinbus, hinter dem Fahrer sind noch vier Reihen mit je drei Plätzen. Die Busse fahren immer die gleiche Strecke und sie fahren, wenn sie voll sind. Es gibt einige Haltestellen an zentralen Stellen, z.B. am Supermarkt “Massy Stores” in Arnos Vale, aber eigentlich halten sie überall, wo jemand ein- oder aussteigen möchte. Man stellt sich also an die Straße und erkennt den Bus gleich daran, dass aus dem Fenster der Schiebetür der conductor mit einem Arm und seinem Oberkörper heraus hängt. Hat der Bus noch Platz hupt er, und man gibt ein Zeichen, dass man mit möchte. Platz ist hier gesamträumlich gemeint und hat nichts mit der Anzahl der Sitzplätze zu tun. Meistens sitzen 4 oder 5 Personen in einer Reihe, man rückt zusammen, sitzt auch mal halb in der Luft oder nimmt ein paar Gepäckstücke des Nachbarn auf den Schoß. Mit einer Hand muss man sich irgendwo festklammern, denn dann geht es los. In einem Affenzahn rast der Fahrer los, Zeit ist Geld! Aus den Lautsprechern dröhnt lautstark Reggae-Musik. Die Busfahrer machen immer auf besonders cool, eine Hand am Handy oder mal zwischendurch ein Bier, ansonsten den Blick fest auf die Straße gerichtet, holen sie raus, was rauszuholen ist. In den Kurven schwingen die Rastazöpfe der Fahrgäste synchron nach außen. Der conductor aquiriert die Fahrgäste und kassiert. Wer aussteigen will, klopft gegen das Dach, ganz einfach. Bus fahren an sich ist schon ein Abenteuer, ich war jedes mal froh, wenn wir unversehrt angekommen sind. Halleluja. Aber Busfahren macht auch Spaß und ist preiswert, i.d. R. zahlt man 1,50 bis 2.50 EC das sind 0,50 bis 0,80€ für ca. 15 Minuten Fahrt. Im Bus waren wir bisher immer die einzigen Weißen. Das System mit den Bussen entspricht im Prinzip den Aluguers der Kap Verden. Die Busse auf den Kleinen Antillen haben feste Linien und Strecken, die sie bedienen. Auf den Kap Verden fährt der Aluguer so lange durch die Straßen der Stadt, bis er voll ist und macht sich dann erst auf den Weg.
Was die kleinen, palmenbestandenen Inseln mit weißen Sandstränden angeht, gebe ich die Hoffnung noch nicht auf. Irgendwo müssen sie doch zu finden sein. Wir sind ja noch ein paar Wochen in der Karibik. 🙂
(Diesen Beitrag habe ich im Januar geschrieben, aber nie geschafft, fertigzustellen. Daher datiere ich jetzt das Veröffentlichungs-Datum zurück, damit er sich chronologisch einreiht.)
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