Es ist nun schon kurz vor Mitternacht und ich möchte doch noch ein paar Gedanken zu der bevorstehenden Überfahrt niederschreiben. In den letzten Tagen waren wir unermüdlich mit den Vorbereitungen beschäftigt. Letzte Arbeiten am Schiff waren fällig, ich habe einige Silikonfugen im Bad und in der Pantry erneuert und heute noch schnell alle Fenstergummis mit Vaseline gefettet. Frank hat mich mit dem Bootsmannstuhl hinauf in den Mast gezogen, wo ich alle Verbindungen der Wanten und Stagen mit dem Mast und sonstige Bauteile überprüfte. So sah das aus:
Frank ist unter das Schiff getaucht und hat es von unten inspiziert, insbesondere müssten die Opfer-Anoden ersetzt werden. Leider können wir diese Teile hier aber nicht bekommen, das muss dann warten, bis Reinhard sie mit in die Karibik bringt. Auch die defekte Decksluke ist bestellt und erreicht uns im Januar. Frank hat außerdem den Rumpf unter Wasser mit einem Plastik-Spachtel vom frischen Bewuchs befreit, sogar die ersten Seepocken haben sich schon angesiedelt. Hauptsächlich haben wir aber in den letzten Tagen Wasser und Lebensmittel gebunkert. Unermüdlich zogen wir durch die drei Supermärkte, Obst und Gemüse kauften wir zum großen Teil in einem kleinen Gemüseladen. Außerdem kochte ich heute einen großen Topf voll Gulaschsuppe sowie einige Portionen Grünkernaufstrich für die ersten Tage.
Hier in der Marina Mindelo herrscht eine freudige, betriebsame Atmosphäre. Fast alle Yachten sind in der gleichen Situation. Sie machen hier Station, um notwendige Reparaturen durchzuführen und um Lebensmittel, Wasser und Diesel zu bunkern. Jeden Tag machen sich einige auf den Weg, alle über den Atlantik nach Westen. “Wann fahrt ihr los?” “Sobald etwas mehr Wind ist, vielleicht übermorgen” Außerdem werden auf dem Steg Insidertipps über die Karibik ausgetauscht. Kuba ist wirklich sehenswert, very beautiful, aber unbedingt genug Klopapier mitnehmen, das gibt es dort nicht. Oder, dass es auf der anderen Seite leider kein Olivenöl mehr gibt. Fast hätten wir ein paar Liter, teuer aus Portugal importiertes Olivenöl eingelagert. Zum Glück habe ich noch David, den Amerikaner, danach gefragt. “Wer erzählt denn so etwas, natürlich gibt es Olivenöl in der Karibik.” Viele junge Paare und Familien sind mit ihren Segelyachten unterwegs, Kinder toben über den Steg, ein Mädchen im Schulalter wirft souverän den Außenborder an und steuert das Dinghi durch die Marina. Auf dem Steg schneidet man sich die Haare und man schiebt Einkaufswagen voller Proviant zum Schiff. Heute morgen saßen wir noch beim Frühstück im Cockpit als ein junger Mann eine ganze, riesige Bananenstaude vorbei schleppte. Leider war ich nicht schnell genug mit dem Fotoapparat, ein wunderbares Bild!
Über 100l Wasser liegen in Plastikflaschen unter dem Fußboden in den Bilgen. Leider gibt es zu dem vielen Plastik im Moment keine Alternative, man kann nur zusehen, dass es wenigstens nicht ins Meer gelangt und ordnungsgemäß entsorgt wird. Trockenvorräte haben wir sowieso reichlich an Bord, der Rest sieht jetzt so aus:
Also, es ist für alles gesorgt! Heute Nacht haben wir noch einmal Landstrom, damit wir mit vollen Akkus starten können. Der Dieseltank ist voll, morgen früh füllen wir noch einmal die Wassertanks auf. Die Wettervorhersage hat leichte Passatwinde für die nächsten Tage angesagt, wir müssen nur morgen erst einmal durch den Windschatten der hohen, bergigen Insel Santo Antao hindurch.
Ich bin schon ein bisschen angespannt, wie wohl alles werden wird, aber es ist auch eine freudige Erwartung. Jetzt möchten wir auch los.
Aaaah, zum Ausrasten das Video — wenn Helga “hey” ruft, da hat Frank aber nicht etwa am Mast gerüttelt, oder ;))) ?
Wahrscheinlich kam er gerade vom Jagen zurück und seine Haus- äh Schiffsfrau grüßt vom haushohen Mast hinunter als käm’s wie aus der Küche :))). Krass das!!!
Sai Ram
Liebe Helga lieber Frank
ich bin eben aus Florenz gekommen , nun wieder in HH.
Wie ich lese seid ihr jetzt schon auf grosser Fahrt .
Euer Klabautermann ( derblinde Pasagier an Bord ) der deutsche Ganesha garantiert eine gute Fahrt und wie ich sehe hat euer Smutje köstliches Essen wellensicher verpackt und wenn ich Helga da in der Tagelage hoch oben hantieren sehe, SUPER, sie wird dann vom Mastkorb aus als Erste ” Land in Sicht ” rufen.
Da bleibt mir nur zu sagen, gute Reise und ich bin gespannt auf euren Bericht wenn ihr wieder festen Boden unter den Füssen habt.
Aber wahrscheinlich wir auch das feste Land zu Beginn noch etwas schaukeln.
Ich werde mich am 12.12. dann auf grosse Fahrt machen.
Alles liebe für euch
evelyn
Jetzt ist es nur noch 1 Stunde bis zur Abfahrt.
Noch drei kurze Anmerkungen wollte ich machen: In Zusammenarbeit mit Marian versuchen wir unseren Standort einmal täglich zu aktualisieren https://saimangalam.de/reiseroute/ . Ebenfalls in Zusammenarbeit mit Marian werden wir evtl. alle paar Tage einen kurzen Lagebericht hier veröffentlichen. Wer Interesse hat, aber nicht ständig hier nachprüfen möchte, ob es etwas Neues gibt, kann sich für eine kurze E‑Mailbenachrichtigung bei neuen Blogs eintragen: https://saimangalam.de/blog-abonnieren/
Herzlichen Dank für all die guten Wünsche!!!
Sai Ram Ihr Lieben!
Ihr seid also bestens vorbereitet — spektakulär der Blick vom Mast aus, Helga, und zwei der Gesichter kenne ich :-))!
Dann guten Start und nochmals eine glückliche, gesegnete Reise!
Om Sai Ram, alles Liebe,
Dagmar