Ein Aspekt der Reise, der uns Freude macht, ist das Kennenlernen von anderen Gebräuchen in unseren Gastländern. Wir tauchen auf unseren kurzen Besuchen natürlich nicht wirklich in die Kulturen ein, aber es macht Spaß, andere Sichtweisen auf das tägliche Leben kennen zu lernen, wenn es auch meistens erst mal peinlich für uns ist.
Z.B. unser erster Pubbesuch in Schottland. Helga und Frank betreten den Pub und setzen sich an einen Tisch und warten auf die Bedienung. Die kommt aber nicht. Aus Beobachtung der anderen Gäste entnehmen wir, dass man offensichtlich an der Theke bestellt. Also geht Frank zur Theke und bestellt zwei Bier (Helgas ist alkoholfrei!). Kassiert wird offensichtlich sofort. Frank rundet auf und bekommt einen verständnislosen Blick und das vollständige Wechselgeld zurück. Aber wir haben ja zum Glück Google. Da steht drin, dass man in einem Pub immer an der Theke bezahlt, mit Freunden niemals getrennt bezahlt und dass es in einem Pub kein Trinkgeld gibt. Hätten wir mal lieber vorher bei Google geschaut.
In Spanien waren wir beide noch nie vorher. Aber es war nun erstmals warm und so war es eine große Genugtuung für mich, unseren ersten Stadtbummel in kurzer Hose zu absolvieren. Merkwürdigerweise war ich so ziemlich der einzige Mann mit kurzen Hosen in der Stadt (ein paar Tage später war die Stadt allerdings mit kurzbehosten Männern vom Kreuzfahrschiff angefüllt). Ein Blick bei Google belehrte uns, dass der Spanier gerne ordentlich bis chic gekleidet ist und niemals auf die Idee kommen würde, in kurzen Hosen vor die Haustüre zu gehen. Hätten wir mal lieber vorher bei Google geschaut. Die spanischen Frauen übrigens sieht man fast durchgängig in Kleidern oder Röcken, Hosen wie in Deutschland sieht man zwar, aber selten (Helga hatte das von vorn herein richtig gemacht!).
Dann wollten wir natürlich auch eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Hier gibt es eine Nahrungsmittelkategorie namens „Tapas“. Bis dahin wusste ich nur, dass es sich um ziemlich kleine Portionen von irgendwas handelt. Eine Tapasbar mit veganem Angebot war schnell gefunden und so bestellten wir ein paar Tapas, die zwar lecker waren, aber nicht satt machten. Unter größtem Missbehagen ob unserer Gier bestellten wir dann eine weitere Runde Tapas, aber der Kellner fand es gar nicht komisch. Peinlich wurde es dann am nächsten Tag. Wir hatten eine andere Tapasbar mit veganem Angebot gefunden und wollten uns nicht die Blöße einer Nachbestellung geben und haben gleich ordentlich zugelangt. Das war richtig peinlich. Erst hat uns der Kellner dezent darauf hingewiesen, dass die Tapas nicht so ganz klein wären und dass er uns empfehlen würde, etwas weniger zu nehmen. Und dann waren wir die einzigen Gäste im Restaurant, die 8 Tellerchen gleichzeitig auf dem Tisch hatten. Google belehrte uns dann, dass das Tapasessen sich normalerweise über mehrere Stunden hinzieht und dass man dabei von Bar zu Bar zieht, und jeweils nur ein zwei Leckereien mit einem (alkoholischen) Getränk probiert. Hätten wir mal lieber vorher bei Google geschaut.
Weiterhin haben wir gelernt, dass Siesta nicht nur ein wohlklingendes spanisches Wort ist, sondern dass das bedeutet, dass zwischen 14 und 17 Uhr tatsächlich nur wenige Geschäfte offen haben (außer große Supermärkte) und dass man auf keinen Fall etwas zu Essen bekommt in der Zeit. Auf unsere neue Lieblingseisdiele mit 20 verschiedenen veganen Sorten trifft das aber zum Glück nicht zu!
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