Nachdem wir im Süden von Gran Canaria, unmittelbar westlich von Maspalomas, einen Liegeplatz im Sportboothafen ‘Puerto Deportivo Pasito Blanco’ gefunden hatten, wurde dies für die nächsten Tage unser Domizil.
Den folgenden Tag nach unserer ‘Mini-Atlantiküberquerung’ von ca. 13 Stunden – gleichzeitig unser letztes gemeinsames Segeln – verbrachten wir zunächst geruhsam im Hafen und erledigten verschiedene Aufgaben: Frank kümmerte sich um das Ingangsetzen des demnächst erforderlichen Satellitentelefons, Helga erledigte Haushaltsarbeiten und ich korrigierte Klausuren. Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zum Ort, d.h. nach Maspalomas, eigentlich nur ca. 2 km entfernt, liefen über den benachbarten Stand bis zu einem sehr gepflegten und teils in Bau befindlichen Areal, das sich als ein Golfplatz entpuppte. Nacheinander wiesen uns zwei freundliche Caddy-Fahrer darauf hin, dass wir an einem Zaun ohne Durchgang enden würden und nicht weiter kämen. So blieb uns nichts anderes übrig als deren Rat anzunehmen ein Taxi zu nutzen, das auch sehr bald erschien. Für ca. 6 € gelangten wir dann schnell in den Ort. (Dies wurde auch in den nächsten Tagen meist unser Verkehrsmittel der Wahl, um zu der zentralen Busstation beim Leuchtturm, El Faro de Maspalomas, zu gelangen.)
An diesem ersten Tag führte nun unser Weg zunächst zu besagtem Leuchtturm, der südlichsten Spitze von Gran Canaria, umgeben von lauter Restaurants und Läden, weiter zum Strand hin, an dessen Zugang Künstler Sandskulpturen gebaut hatten (Comic-Figuren, eine Bank, einen Winterwald mit Mehl als Schnee …) und genau darauf achteten, dass auch gespendet wurde, wenn man fotografieren wollte – wehe, wenn nicht ;-). Unser Weg führte uns dann an einigen überfüllten Strandbuden vorbei, mit tanzenden und grölenden Deutschen (?) in einer. An der nächsten Ecke pfiff der Wind so heftig, dass wir uns wieder dem Inneren des Ortes zuwandten und nun durch eine gewundene Straße mit großen Hotelkomplexen liefen und immer wieder Hinweisschildern auf (deutsche) Ärzte begegneten. Unser Ziel war nun ein veganes Restaurant, das Frank per Google ausfindig gemacht hatte – einige Kilometer weiter nördlich. So fanden wir schließlich den Weg an einem breiten Fluss entlang – allerdings ohne Wasser. Den letzten Teil der Strecke legten wir im mit einzementierten Steinen befestigten Flussbett zurück, das auch offenbar als Hundetoilette diente. Nach ewig langem Marsch landeten wir dann – unerwartet – in einem Vergnügungspark mit Halloween-Dekoration. Das Lokal, ‘Healthy Be Good’, sollte laut Google nun eigentlich öffnen — aber wir mussten uns noch eine Stunde gedulden, was mich gar nicht begeisterte. Frank besänftigte meinen Hunger und meine Stimmung mit einer Tüte Chips (vielen Dank nochmal!) und wir bekamen an einer Bar sogar schon Getränke. Bei dem heiß ersehnten Essen dann begeisterten uns vor allem die Süßspeisen und Franks Pommes Frites.
Zwei Tage später fuhren wir noch einmal,nach Maspalomas, um die Sehenswürdigkeit ‘Las Dunas de Maspalomas’ zu erkunden, diesmal mit dem Dinghi, landeten an einem kleinen Strand gegenüber unserer Marina auf der Westseite des Ortes und konnten bequem die Uferpromenade entlang laufen bis zum Leuchtturm und den Dünen. Ein Teil im hinteren Bereich sollte als Naturschutzgebiet eigentlich nicht betreten werden, aber leider hielten sich viele nicht daran. Etwas merkwürdig mutete uns hier auch der FKK-Bereich in den Büschen an, aber als wir schließlich die augenscheinlich höchste Düne nahe dem Meer erklommen hatten, erfreuten wir uns des Ausblicks – trotz des etwas trüben Lichts bei grauem Himmel.
Ein Highlight wurde für uns alle insbesondere der Donnerstag in Las Palmas! Sehr bequem erreichten wir die Hauptstadt nach etwa einstündiger Busfahrt, stiegen treffgenau vor der Altstadt aus (Frank und Google sei Dank!), liefen im Barro Colonial Vegueta durch einige mittelalterliche Gassen zur Catedral Santa Ana (um 1500 begonnen aber bis zum 19. und 20. Jahrhundert umgebaut – innen nicht zu besichtigen, nur Helga und Frank fuhren zum Turm hinauf), bewunderten die oftmals farbenfrohen Häuser hier, bevor wir eine der Einkaufsstraßen des Viertels Triana in nördlicher Richtung weiter verfolgten. Eine kurze Busfahrt brachte uns dann noch weiter nach Norden zum riesigen Sportboothafen Muelle Deportivo von Las Palmas. Hier bekam Frank – welche Freude – alles Nötige fürs Boot: Ruckdämpfer (die Frank später gleich einbaute – spürbarer Erfolg!), Schäkel, Kühlflüssigkeit für den Motor …, und wir eine sehr leckere vegane Pizza. Etwas später konnten wir Soja — Capuccino bei ‘Fat Frank’ trinken (siehe Helgas Fotos) und die Promenade am Strand, Playa des las Canteras, dem angeblich schönsten Stadtstrand Europas, entlang bummeln und endlich wieder einmal schwimmen — Helga und Frank bis zum Riff! Zuletzt schlenderten wir noch durch das nördlichste nicht touristische Viertel, das uns in der Touristeninformation empfohlen wurde, und wollten nun langsam zur Busstation zurück, als auf einmal ein weiteres Highlight auftauchte: Das Sathya-Sai-Baba-Zentrum von Las Palmas – von Helga und Frank bereits in Bild und Text beschrieben. (Das Schild am Eingang war eigentlich nur aus der Richtung gut zu sehen, aus der wir – zufällig oder gerade nicht zufällig – kamen.) So fühlten wir uns zum Abschluss des Tages noch sehr beschenkt und gesegnet.
Ein weiteres Highlight erlebten wir am Samstag, dem letzten Tag vor meiner Abreise, obwohl unser Plan zunächst zu scheitern schien, da der Bus zum Roque Nublo, dem ‘Wolkenfelsen’ — Wahrzeichen der Insel, gerade an diesem Tag wegen einer Straßensperrung für eine Rallye in den Bergen nicht verkehrte. Mit zwei Buslinien und dazwischen mehreren Kilometern Fußweg in Doctoral, einer ganz normalen Stadt (die gibt es hier also auch), gelangten wir dann nach Santa Lucia in den Bergen, wo uns die super Wander-App von Helga und Frank, Komoot, über einen guten, etwa 10 km langen Rundwanderweg führte. Wir liefen zunächst bergab, vorbei an zahlreichen teils verwelkten Kakteenfeldern mit roten und gelben Feigen, einigen eingezäunten und relativ neu angelegten Olivenhainen, bis zu einem Sattel, auf dem sich ein kegelförmiger Berg erhob, einer von dreien, die zu der Ausgrabungsstätte einer Festung, ‘Fortalezza de Ansite’, mit zahlreichen Höhlen gehören – alles sehr schön in Helgas Fotogalerie zu sehen. Von hier führte der Weg erst einmal weiter hinab, wobei wir mit seltenem Regen gesegnet wurden. In einer richtig urigen Tapas-Bar, ganz unerwartet in einem aus wenigen Häuser aber auch einem Museum bestehenden Dorf, kehrten wir ein und konnten uns mit lauter veganen Leckereien für den anstrengenden Aufstieg stärken. Teilweise führte der Weg an Palmen, dann auch über Geröll und an einer Ziegenherde vorbei, relativ steil hinauf. Frank konnte zwei kleinen bellenden Hunden Angst einjagen, die ihr Territorium verteidigen wollten, jedenfalls verfolgten sie uns nicht wirklich. Endlich oben in Santa Lucia angekommen, gab es direkt einen kleinen Laden an der Straße mit Coca Cola für Frank. Auch die Bushaltestelle war nicht weit, aber die einheimischen älteren Dorfbewohner wollten hier lieber unter sich bleiben und schickten uns daher weiter die Straße hinauf Richtung Kirche – auch gut, so konnten wir noch etwas vom Dorf sehen.
Alles in allem waren dies für mich acht wunderbare und optimal ausgefüllte Tage, in denen ich alles Mögliche erleben konnte, zu Wasser und auf dem Land. Ich war außerdem glücklich, auf dem Boot leben zu können und nicht in einem der künstlichen Hotels. Auch unser Miteinander verlief sehr harmonisch, angefangen mit der schon erwähnten gemeinsamen Mediation morgens, mit der Tagesgestaltung entsprechend ähnlicher Bedürfnisse, den Abläufen auf dem Boot und unseren Gesprächen. Vor allem gefreut hat mich, dass ich durch diesen ‘Querschnitt’ einen kleinen Einblick in Helga und Franks Leben auf dieser Reise gewinnen konnte, auch ein wesentlicher Grund der Einladung zu folgen — so bekam ich zumindest in Ansätzen mit, wie sich eine längere Schiffspassage anfühlen mag. Was ich nicht erlebte, war eine nächtliche Überfahrt, aber das bedaure ich nicht, die 13 Stunden über Tag waren auch schon sehr schön und eindrucksvoll.
Also: ganz herzlichen dank Euch beiden für diese wunderbare Einladung! Zuletzt bleibt mir nur, Euch für die weitere Reise allen erdenklichen Segen Babas, eine glückliche Reise und eine rundum erfüllte Zeit zu wünschen! Om Jay Sai Ram, herzlichst, Dagmar
Vielen Dank, liebe Dagmar, für Deinen ausführlichen und bunt geschilderten Bericht über unsere gemeinsamen Tage auf den Kanarischen Inseln. Auch toll, dass Du so viele schöne Bilder gemacht hast, sonst haben wir ja nur selten welche, wo wir selbst drauf sind!
Herzliche Grüße nach Essen
Helga
Liebe Helga,
endlich Dir noch vielen Dank für Deine nette Rückmeldung an dieser Stelle! (Jetzt wird das Absenden des Kommentars sicher klappen.:-)) Aufnahmen von Euch zu machen hat mir Freude gefallen — es ist einfach so, wer mit mir unterwegs und in meiner Näher ist, der oder die muss einfach immer wieder für Photos herhalten — so, wie keiner vor Evelyns Mikro sicher ist! :-))
Euch weiter wunderbares Erleben und liebe Grüße aus dem herbstlich bunten Essen,
Dagmar