Danke für all die lieben Nachfragen per E‑Mail oder Whatsapp nach unserem Wohlergehen in der Coronakrise. Seit gestern Abend haben wir wieder Internet. Damit ich nicht alles einzeln beantworten muss, schreibe ich mal wieder einen Beitrag für die Webseite.
Am 11. März haben wir die British Virgin Islands mit Ziel Bahamas verlassen. Die Überfahrt war sehr bequem: achterliche Winde um 15 Knoten, besser geht es nicht. Am 16. März sind wir in Great Inagua Island, der südlichsten Bahamainsel angekommen. Hier sind wir überhaupt das erste Mal Auswirkungen von Corona begegnet: beim Immigration mussten wir ein Statement zu unserem Gesundheitszustand abgeben und uns wurde eine desinfizierende Lösung zum Einreiben der Hände verabreicht. Das fanden wir noch alles lustig, zu dem Zeitpunkt gab es in den ganzen Bahamas lediglich eine infizierte Person. Letztendlich waren wir sehr froh, noch die Bahamas erreicht zu haben, bevor alle Länder ihre Grenzen schließen. Wir haben ein Permit erhalten, dass es uns erst mal grundsätzlich gestattet, für 3 Monate die Bahamas zu befahren. Wenn wir schon festsitzen, dann in den Bahamas mit seinen Tausenden von Inseln, die meisten unbewohnt mit hübschen Stränden und phantastischen Ankerbuchten.
Die Bahamas haben nun einen ganz anderen Charakter als die vielen Vulkaninseln, die wir bisher in der Karibik besuchten. Sie sind ganz flach und bestehen aus Korallengestein. Die Gewässer um die Inseln herum, sind auch sehr flach. Überall gibt es Korallenriffe und flache Sandbänke: eine navigatorische Herausforderung, Fahrwasser- oder Gefahrentonnen wie in Europa gibt es hier nicht. Es ist absolut unmöglich im Dunkeln zu fahren. Statt dessen benötigt man am besten die Sonne im Rücken und eine polarisierte Sonnenbrille, und dann wird auf Sicht gefahren. Toi toi toi, bisher hatten wir noch keine Grundberührung. Die Karte in unserem Kartenplotter stellte sich allerdings auch als sehr genau heraus.
Nachdem wir die üblichen Ankunftsplichten erledigt hatten (Immigration, SIM-Karte für Internet, Geld abheben – war nicht einfach, Einkaufen und Wasser tanken) sind wir in die Jumentos aufgebrochen. Das ist eine Inselkette südlich der Exumas. Nur die südlichste Insel ist bewohnt, Duncan Town mit ca. 100 Einwohnern. Nördlich davon gibt es auf einer Länge von ca. 70 Seemeilen etwa 10 bis 20 kleine unbewohnte Inseln (je nachdem ab welcher Größe man Insel und nicht mehr Felsbrocken sagt). Die wollten wir entdecken, bevor wir die Exumas, das bekannteste Revier der Bahamas bereisen wollten. Nachdem wir Duncan Town besucht hatten (eine ganz reizvolle Fahrt mit dem Dinghi durch einen flachen Kanal durch die Mangoven), haben wir uns endgültig von der Zivilisation verabschiedet und sind weiter nach Norden zu den unbewohnten Inselchen. Damit hatten wir auch kein Internet mehr. Aber wir sind regelmäßig von Marian per Satellitenmail mit den neuesten Nachrichten zur Coronakrise versorgt worden. Und in der Zeit haben die Bahamas auch immer strengere Regeln erlassen. Letztlich war es ab dann auch nicht mehr erlaubt, zwischen den Inseln zu reisen, Häfen und Strände zu betreten und noch nicht mal zum Einkaufen an Land zu gehen.
Daher haben wir beschlossen, als wir eine kleinen, besonders reizvolle, kleine Bucht auf einer ca. 6km langen unbewohnten Insel gefunden hatten, einfach mal eine Zeit zu bleiben und zu warten, wie sich die Situation entwickelt. Wir hatten genug Vorräte, hatten die Bucht für uns und so haben wir die Zeit dort sehr genossen. Leider gab es an dem Strand (ca. 100 Meter lang) wie überall hier jede Menge angespülten Plastikmüll. Wir haben allen Müll zusammengetragen, verbrannt und die Schlacke vergraben. Ab da konnte man dann sogar die Illusion einer unberührten Trauminsel haben. Helga hat Hunderte von Fotos gemacht und wird sicherlich ein paar veröffentlichen. In der Bucht gab es wie so oft hier große Barrakudas, die es mögen, sich im Schatten des Schiffes aufzuhalten. Schildkröten gibt es manchmal und wir hatten zwei Schiffshalter. Das sind Fische, die sich an unserem Schiff festsaugen und sogar angefangen haben, den Bewuchs vom Schiffsrumpf zu fressen. Morgens und abends sind wir an Land gerudert und/oder geschwommen und haben dort unseren Morgenkaffee und im Angesicht der untergehenden Sonne unser Abendessen gehabt. Einmal drehte der Wind, so dass er auflandig war, dazu recht frisch, sodass wir für einen Tag auf die andere Seite der Insel umgezogen sind. Insgesamt war es eine phantastische Zeit und wir haben sie solange ausgedehnt, wie unsere Vorräte reichten. Leider ging dann vor zwei Tagen Gas und abgefülltes Trinkwasser in Flaschen aus. Und auch das Wasser in den Tanks wurde bedenklich wenig. Da wir nicht mit solch einem spontanen privaten Lockdown gerechnet hatten, waren wir am Anfang nicht so sparsam. So hatte wir zwei Runden Wäsche gewaschen, obwohl auf unserer Insel überhaupt keine Wäsche mehr angefallen ist.
Schließlich haben wir uns vor 4 Tagen auf dem Weg gemacht, um gemütliche Tagestouren zu haben und noch drei weitere Cays (so nennen die hier die kleinen Inselchen) zu besuchen. Unter anderem waren wir auf Jamaica Cay, wo mal jemand vergeblich versucht hatte, ein Ferienressort zu errichten. Aber die Kokosnusspalmen waren schon gepflanzt, und so konnten wir unsere Wasservorräte durch ca. 25 Kokosnüsse ergänzen. Die haben wir dann an Bord mit dem Akkuschrauber aufgebohrt und jeweils ca. 250ml köstlichen Kokosnussaft bekommen.
Seit gestern sind wir nun in George Town und müssen uns wieder mit der realen Welt herum schlagen. Erstmal sind wir heute morgen zu einem Nachbarankerlieger gefahren und haben uns das Procedere erklären lassen bzw. die nötigen Telefonnummern geben lassen. Dann hat Helga eine lange Whatsapp mit unseren Lebensmittelwünschen an den Supermarkt hier geschickt. Die werden die Lieferung morgen mit einem kleinen Boot bis zu uns an das Schiff bringen. Ich habe inzwischen mit einem freundlichen Menschen vom Marinaservice verhandelt, um an Gas zu kommen. Seit gestern gibt es nämlich kein warmes Essen mehr und keinen Kaffee! Das ist nicht so einfach, weil es hier kein Campinggas gibt, worauf unser Boot eingestellt ist. Er war heute schon zweimal an Bord und wird wohl bis morgen einfach Propan in unsere Campinggasflaschen füllen. Eine Lösung ist also in Sicht.
Offiziell müssen wir nun hier im Hafen vor Anker liegen bleiben, bis wir das Land verlassen. Aber unsere Zeit ist nun auch langsam um und wir denken an die Rückreise. Auf den Bermudas und auf den Azoren darf man ebenfalls die Häfen anlaufen und wird dann am Ankerplatz mit allem Nötigen versorgt, so wie hier. Das Ufer darf auf den Azoren gar nicht und auf den Bermudas nur nach 14 tägiger Quarantäne für 72 Stunden betreten werden. In Europa sind die Regeln noch strenger. In Holland und Deutschland darf man noch nicht mal auf dem eigenen Boot übernachten. Grundsätzlich sind erst mal alle Marinas geschlossen. Leicht gesagt, wenn man sein Zuhause nicht auf dem Boot hat. Na ja, es hat wohl keinen Sinn in diesen verrückten Zeiten soweit in die Zukunft zu planen. Im Moment gibt es kein Wetterfenster, sodass wir mindestens die nächste Woche abwarten müssen.
Ich hoffe, Ihr seid alle gesund und könnt der Verlangsamung des Lebens auch positive Seiten abgewinnen!
Hallo Ihr beiden! Jetzt konnte ich endlich euren Blog lesen! Schließlich hört es sich passabel an, dass man auf Bermuda und den Azoren wenigstens die Häfen anlaufen darf. Und wer weiß, wie sich die Situation in einigen Wochen gestaltet — vielleicht wird alles entspannter.
Und Du hast wieder eindrucksvolle Fotos gemacht, Helga, toll die Unterwasseraufnahmen und schön die Queen Conch … — und irgendwo war da auch ein Fotograf, der Euch beide vor die Linse bekam — gelungen!
Bleibt vergnügt und gesund! Lieben Gruß, Dagmar
Happy welcome back und geniesst den ersten heissen Kaffee
evelyn
Den ersten Kaffee haben wir heute Nachmittag nach zwei Tagen Abstinenz genossen und gerade gab es endlich wieder ein warmes Abendessen, mit frischem Gemüse! Very Happy.
LG Helga
Moin,
bitte seid vorsichtig beim Verwenden von Butanflaschen (bzw. Campinggazflaschen die eigentlich ein Gasgemisch mit ganz überwiegend Butan beinhalten) für eine Propangasfüllung. Der übliche Flaschendruck bei Propan ist viel höher (die Flaschen daher darauf ausgelegt dicker).
Gut erläutert hier: https://www.blauwasser.de/gasflasche_fuellen
Alles gute, bleibt gesund und munter!
Liebe Grüße aus Antigua
Wiebke und Ralf
SY Flora
Moin Ihr zwei,
ja, wir haben wirklich überlegt und hier in George Town eine schweizer Yacht getroffen, die schon öfter Propan in den Butangas-Flaschen hatte. Wir werden die Flaschen schön im Schatten halten und so bald wie möglich wieder Butan einfüllen …
Liebe Grüße von der SY SAI MANGALAM
Helga