Von Terre de Haut kämpften wir uns 25 sm hart am Wind bis nach Pointe-á-Pitre. Zwischen den Inseln hatte der Nordost-Passat freie Bahn und auch die Wellen konnten sich ordentlich aufbauen. Erst als wir in den Schutz der östlichen Halbinsel Grande Terre kamen, wurde das Wasser ruhiger, doch da Grande Terre sehr flach ist, gab es weder eine Beschleunigung des Windes (Kapeffekt) noch einen Windschatten und die Anfahrt durch den Petit Cul-de-Sac Marin machte richtig Spaß. Das Fahrwasser durch die Riffe war gut betonnt und der Blick auf die Marinaeinfahrt zwischen Palmenstränden und riesigen Hafenkränen in türkisfarbenem Wasser durchaus eindrucksvoll.
Den Weg in die Hauptstadt von Guadeloupe hatten wir aus zwei Gründen gewählt: 1. Die beiden Halbinseln, die wie die Flügel eines Schmetterlings Guadeloupe bilden, werden durch den Rivière Salée von einander getrennt. Diese nette Flussdurchfahrt wollten wir nutzen, um weiter nach Norden zu reisen. Wie wir in der Capitainerie der Marina erfuhren, war die Durchfahrt durch die beiden Brücken im Süden und im Norden jedoch seit mehreren Jahren gesperrt und eine erneute Öffnung nicht in Aussicht. 2. Für einige Teile für die Yacht, insbesondere ein neues Ladegerät für unsere Laptops mit einem 12V/19V- Konverter (auch das zweite war inzwischen durchgebrannt) als auch Proviant wie Haferdrink und Knäckebrot, war in Pointe-á-Pitre die wohl einzige Chance es zu bekommen.
Guadeloupe gehört als französisches Übersee-Departement zu Europa und bietet daher fast ein europäisches Sortiment und fast europäische Preise – übrigens tatsächlich in Euro.
Wir hatten am 14. Februar ein Mega-Einkaufsglück und erstanden gleich neben der Marina in einer chandlery sowohl den 12V/19V-Konverter, einige Schäkel, Silberionenpräparat zur Trinkwasserkonservierung, als auch einen Schleppanker für die Rückreise über den Atlantik und endlich einen Schwimmkörper-Anhänger für den switch key (gibt es dafür ein deutsches Wort?) des Dinghi-Außenborders, nach dem ich auf dem Grunde des Young Island Cut in St. Vincent über eine Stunde in 5m Tiefe geangelt hatte. Wir ließen eine Lesebrille beim Optiker zusammenschrauben und eine Silberkette beim Juwelier reparieren. Und wir erstanden in zwei Supermärkten insbesondere 23l Hafer- und Sojamilch sowie Vollkornknäcke.
Dieser erfolgreiche Einkaufstag fand seinen Abschluss bei einer sehr leckeren, herzförmigen Saint Valentine-Pizza im Marinadorf.
Am nächsten Morgen verließen wir Pointe-á-Pitre wieder, um fast die gleichen 25 sm wie zwei Tage zuvor – nur jetzt mit raumem Wind zurück zu segeln. Ganz im Süden der westlichen Halbinsel Basse Terre am Pointe de Vieux Fort entsteht durch den 1.467m hohen Vulkan La Soufriere eine richtige Düse und der Wind wird extrem beschleunigt. Wir hatten dort zwar nur noch die Genua, diese aber in voller Größe gesetzt, als der Wind plötzlich auf 34 kn (8 Beaufort) beschleunigte. Der Versuch, die Genua zu reffen, kam erstens viel zu spät und zweitens ließ sich das Segel dann auch nicht einrollen, so dass wir es erst einmal los werfen mussten. Hinter der Ecke beruhigte sich das Wasser schnell und auch der Wind nahm, nachdem er noch einmal eine heftige Böe die Berge hinunter geschickt hatte, schließlich immer mehr ab. Auf der Leeseite der hohen Inseln begann dann das übliche, entnervende Spielchen zwischen Flaute und Winden aus wechselnden Richtungen. Hier sieht man oft kaum noch eine Yacht mit gesetzten Segeln. Fast alle motoren an den Leeküsten der hohen Inseln. Oft sahen wir Katamarane mit einem gerefften Großsegel unter Motor fahren, möglicherweise hat dies eine Stützfunktion? Als nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang Zeit war, beschlossen wir, vor der Steilküste in einem militärischen Sperrgebiet zu ankern, da überhaupt kein Lüftchen mehr ging und wir inzwischen rückwärts trieben. Wir hatten bereits den Motor gestartet, um zum anvisierten Ankerplatz zu fahren, als plötzlich wieder ein heftiger ablandiger Wind von den Bergen herunter pfiff. Mit diesem Wind schafften wir es bis in die kleine von Felsbrocken gesäumte Bucht hinter Marigot Bay, wo wir mit den letzten Sonnenstrahlen den Anker fallen ließen.
Die totale Flaute des nächsten Tages nutzten wir, um die Genua abzuschlagen und Frank untersuchte die Furlex am Vorstag, um heraus zu finden, warum sich das Vorsegel so schwer und eben nun auch einmal in einer kritischen Situation gar nicht hat einrollen lassen. Nachdem die Furlex oben und unten gefettet war, lief die Rollfunktion wieder einwandfrei.
Nach weiteren 15 sm Flauten- und Rundumwind-Segeln erreichten wir die überfüllte Bucht von Deshaies, wo Frank mich an der Mole an Land setzte, denn um Guadeloupe und damit Frankreich zu verlassen mussten wir wieder zum Zoll. Zum Glück gibt es auf den französischen Inseln für customs und immigration immer einen selbst zu bedienenden PC, der etwa in einer Bar oder einem Laden steht. Dies war nun meine Aufgabe. In Deshaies steht der Customs-PC in einer Ecke des Mode- und Souvenirladens „Le Pélican“ gleich neben der Umkleide. Nach den Ausklarierungs-Formalitäten kaufte ich noch drei Baguettes in einer Bäckerei mit Bezahl-Automat und ein paar Lebensmittel im Mini-Markt und ich pflückte eine Brotfrucht, die erst einmal eine Menge weißen Saft absonderte. Da wir leider in Frankreich kein Internet haben, stellte ich mich wie vereinbart auf die Brücke, die Frank im Blick hatte und kurz darauf holte mich die SAI MANGALAM wieder an der Hafenmole ab. Wiederum mit Flauten- und Rundumwind segelten wir einige wenige sm zurück nach Süden in eine kleine, sandige Bucht zwischen hohen Felswänden, die in der untergehenden Sonne orange leuchteten. Pelikane fingen sich am Ufer ihr Abendessen und wir waren glücklich, dort zu sein.
Wir werden die Karibik Mitte April in Richtung Bermudas verlassen, so dass wir jetzt noch etwa zwei Monate Zeit haben. Wir möchten gerne auch noch etwas von den Bahamas sehen, so dass wir zwar noch Antigua und Barbuda besuchen werden, aber danach auch relativ zügig weiter möchten. Vielleicht auch mal eine Nacht durchfahren und die ein oder andere Insel auslassen.
Ich schreibe dies zunächst einmal offline in word und hoffe, dass wir auf Antigua die Möglichkeit haben werden, wieder ins Internet zu können. Bis auf ein paar WhatsApps, die in einem Restaurant-Wifi rein und raus gingen, waren wir seit 10 Tagen nicht online. Sogar die Wettervorhersage mussten wir mit dem Iridium Go! machen.
Feedback - Fragen - Anmerkungen
Dein erster Kommentar wird erst nach unserer Freischaltung veröffentlicht, anders können wir der Spamflut leider nicht Herr werden. Ab dem zweiten Beitrag erscheinen die Kommentare sofort.