Das Boot meine Heimat während der Reise:
Menschliche Wärme, viel Verständnis für meine häufigen Fehlleistungen an Bord , Freude und Genugtuung, wenn ich ein bisschen steuern konnte und immer wieder interessante, aufschlussreiche, spannende Diskurse, Sonnenuntergänge, die warmen Abende genießen bei Bier , Wein, und alkoholfreie Getränken für Helga , Erdnusskerne und für mich total neue Gerichte, Leguminosen, einheimische Früchte der Natur, Brotfrucht, Süßkartoffel u. a. , veredelt nach indischer Art, eine kulinarische Delikatesse. Alles zubereitet in der funktionalen Bordküche von Helga. Wir besuchten aber auch, wenn wir in Marinas fest machten, nahegelegene Restaurants, z. B. auch gestern, anlässlich Helgas Geburtstages. Wir versuchten, die von ihr sonst wahrgenommenen Routinearbeiten weitgehend abzunehmen.
Die Überfahrt von St. Lucia nach Martinique ( ca. 42 SM) in ca. 8 1/2 Stunden, bei moderaten , aber am Schluss mauen Windverhältnissen, die Frank exakt vorhersagen konnte. Der Ostpassat bewirkt im Lee der gebirgigen Inseln Flaute.
Marina festmachen in Fort de France, der Hauptstadt. Mieteten für 3 Tage ein kleinen Kia, um die Insel zu erkunden, den ca. 1390 m hohen Vulkan zu besteigen , ca. 400 Höhenmeter vom Parkplatz, waren aber nur am Kraterrand wegen schlechter Sicht. Teils Regen. Berüchtigt wegen des 1902 erfolgten pyroklastischen Ausbruchs mit totaler Zerstörung der am Ufer gelegenen Stadt St. Pierre (Katastrophenmuseum).
An weiterem Tag Mangrovenwanderung mit Badepause und Besuch einer Rum Destillerie mit Beschreibung und Inaugenscheinnahme des Produktionsprozesses.
Zuckerrohr, Bananenplantagen.
Ansonsten, die Insel in die Karibik verpflanztes Frankreich : Architektur, mehrspurige Straßen, Staus, Euro, europäisches Mobilnetz, fast ausschließlich Franzosen, Kreuzfahrtdampfer.
Haben Dank Auto die Vorräte des Bootes aufgefrischt: Wasser, Soja- u.a. Pflanzenmilchsorten, Gemüse und Bier …
Nach einer Zwischenübernachtung vor Anker in St. Pierre mit Besuch des Vulkanmuseums, heute in aller Früh, 7:00 Anker gelichtet und bei zunächst 2 stündiger Flaute, dann aber flott mit reduzierten Segeln in 8 Stunden nach Dominica (Roseau). Ankern, Immigationsformalitäten und jetzt gleich Abendessen, zubereitet von unserer kulinarischen Künstlerin, einer der Höhepunkte jeden Tag..
Nachttemperatur. ca. 22 Grad , Tagestemperatur ca. 29–30 Grad bei irrer Strahlungseinwirkung.
Die Oberflächengestaltung der Kleinen Antilleninseln ähneln sich alle sehr, Vulkane, Bewaldung und sonstiger Bewuchs.
Während der Fahrt heute haben wir nochmal die Atlantiküberquerung rekapituliert. Die Belastung muss unvorstellbar gewesen sein. Die wenigsten Menschen sind m. E. bereit, solche eine Entbehrung mitzumachen. Segeln hat oft nix mit Romantik zu tun, kann ein harter Job sein, Leben unter eingeschränkten Bedingungen. Ich litt heute für ein paar Stunden unter leichten Seekrankheitsbeschwerden: Übelkeit, Appetitlosigkeit, angedeuteter Brechreiz, hinfällig, musste mich legen. Wenn man unter solchen Bedingungen dann noch bei schwerer See das Boot manövrieren muss. Na gute Nacht.
Franks Genesung nach der vermuteten Dengueinfektion zögerlich, aber kontinuierlich. Das Ding war offenbar doch ein ziemlicher Hammer. Auch noch Schmerzen im linken Arm sind mehr als lästig.
Meine Zeit mit den beiden Weltenseeglern neigt sich dem Ende. Ein Höhepunkt in meinem Leben, das gemeinsame Erleben, die Auseinandersetzung mit den Naturkräften, die menschliche Nähe. Kann man nicht vergessen.
Dank, Dank, Dank. Machts weiter gut so, Ihr Beiden.
Geschrieben spontan, ohne Korrektur.
Euer Dietrich
Danke für die beiden anschaulichen und locker geschriebener Berichte — Erfahrungen auf dem Meer, Erlebnisse zu Land, Landschaft und Stimmung werden lebendig! Weiter eine erfüllte Zeit! Dagmar
Super Dietrich, ein Abenteuer zur See kenn ich bei Dir gar nicht. Was für ein Erlebnis!! Ich werde jetzt weiterlesen … freu mich auf ein Wiedersehen in etwa 8 Monaten.