Bei befreun­de­ten Seg­lern habe ich letz­tens im Blog gele­sen, dass wenn man Gott zum Lachen brin­gen will, soll man ihm von sei­nen Plä­nen erzäh­len. Nun wahr­schein­lich haben wir ihn zum Lachen gebracht, als wir am 26.12. von Gre­na­da auf­ge­bro­chen sind. Wir woll­ten zügig nach St. Vin­cent kom­men, um Hel­gas Bru­der Rein­hard und sei­ne Freun­din zu tref­fen. Sie hat­ten hier ein Hotel gebucht. Geplant war, Sil­ves­ter mit­ein­an­der zu fei­ern und ein paar Tage zusam­men in den Gre­na­dinen zu segeln.

Die Fahrt hier her in drei Etap­pen war sehr schön. Zwar haben wir kaum etwas von den Insel­chen zwi­schen­drin gese­hen, aber das Segeln hat rich­tig Spaß gemacht. Das Segeln der lan­gen Pas­sa­gen ist nicht immer nur Freu­de, son­dern wird von uns mit­un­ter als Arbeit emp­fun­den. Hier jedoch gibt es Tages­tou­ren mit schö­ner Kulis­se und immer mit hal­bem Wind von 4 Wind­stär­ken, dazu Son­ne und blau­es Was­ser.

Am 30.12. haben wir schließ­lich Rein­hard und sei­ne Freun­din in der Blue Lagoon Mari­na ganz im Süden von St. Vin­cent getrof­fen. Am Abend dann ent­wi­ckel­te ich erst ein Krank­heits­ge­fühl und dann ziem­lich schnell hohes Fie­ber. Am 31.12. sind wir noch mit letz­ter Kraft aus der sehr teu­ren Mari­na aus­ge­lau­fen und haben in 1 See­mei­le Ent­fer­nung direkt vor dem Hotel von Rein­hard an einer Moo­ring­bo­je fest­ge­macht. Erst dach­te ich, ein biss­chen Fie­ber und Grip­pe kann ja auch in drei Tagen vor­bei sein. Jedoch das Fie­ber wur­de immer stär­ker, bis zu 40,5°C haben wir gemes­sen. Und es wur­de nicht bes­ser. Rein­hard hat schließ­lich Par­acet­amol besorgt, um das Fie­ber zu sen­ken und auch die Glie­der­schmer­zen erträg­lich zu machen. Wir hat­ten zwar schon Aspi­rin an Bord, das soll man aber bei Den­gue­fie­ber nicht neh­men wegen der Nei­gung zur Blut­ver­dün­nung. Und unse­re lai­en­haf­ten Recher­chen hat­ten schon Den­gue­fie­ber als mög­li­che Dia­gno­se erge­ben. Den­gue­fie­ber heilt unter nor­ma­len Umstän­den inner­halb von ca. 7 Tagen aus, sodass ich mich erge­ben hat­te und die 7 Tage aus­hal­ten woll­te. Lei­der ist über­haupt nichts bes­ser gewor­den, im Gegen­teil, ich wur­de immer schwä­cher, bis selbst ein Toi­let­ten­gang mei­ne Kräf­te nahe­zu über­for­der­te, und das Fie­ber wur­de auch nicht bes­ser. Teil­wei­se war ich in einer Art Deli­ri­um, ein­mal bin ich ohn­mäch­tig gewor­den. Schließ­lich bestand Rein­hard dar­auf, dass ich zum Arzt müs­se. Er hat alles wun­der­bar recher­chiert und den Trans­fer an Land und mit dem Taxi vor­be­rei­tet. So bin ich also nach einer Woche bei Dr. Ackie gelan­det, einem warm­her­zi­gen und kom­pe­ten­ten Arzt mit einer Pra­xis ganz in der Nähe. Der hat sofort eine Blut­un­ter­su­chung gemacht und die Hän­de über dem Kopf zusam­men­ge­schla­gen. Für Leu­te, die sich aus­ken­nen: die wei­ßen Blut­kör­per­chen waren bei 20.000. Mein Blut­druck war bei 80/40, und ich habe nor­ma­ler­wei­se zu hohen Blut­druck. Und vie­le ande­re Wer­te waren eben­falls aus dem Rah­men. Dr. Ackie hat mich dann sofort ins Kran­ken­haus ein­ge­wie­sen. Nach einer wei­te­ren Blut­un­ter­su­chung gab man mir dort hoch dosier­te Anti­bio­ti­ka iv. Damit schließ­lich dreh­te sich zum ers­ten Mal die Ten­denz und bald hat­te ich zumin­dest genug Kraft, um wie­der allei­ne auf Toi­let­te zu gehen. Die offi­zi­el­le Dia­gno­se war nun tat­säch­lich Den­gue­fie­ber mit star­ken bak­te­ri­el­len Sekun­där­in­fek­tio­nen. Man ver­mu­tet, dass ich mich in der Nacht im Dschun­gel von einer ent­spre­chen­den Mücke habe infi­zie­ren las­sen. Das Kran­ken­haus war völ­lig über­füllt, sodass ich die ers­ten zwei Näch­te auf einer defek­ten Lie­ge in einer Art Klei­der­kam­mer unter­ge­bracht wur­de. Man konn­te einen gro­ßen Teil der Nacht das Licht nicht aus­ma­chen, weil ein paar Meter wei­ter ein Schreib­tisch in Benut­zung war, des­sen Licht am sel­ben Strom­kreis hing. Außer­dem lief ein Fern­se­her Tag und Nacht in enor­mer Laut­stär­ke. Wie ich mich über­haupt unter die­sen Umstän­den auf der Lie­ge, die man nicht waa­ge­recht stel­len konn­te, erho­len konn­te, ist mir schlei­er­haft. Die Anti­bio­ti­ka haben es gebracht, das ist schon ein Segen, dass wir heut­zu­ta­ge dar­über ver­fü­gen. Irgend­ei­ne Pfle­ge ist über­haupt nicht vor­ge­se­hen hier im Kran­ken­haus. Und so hat Hel­ga sich an mei­ner Sei­te um alles geküm­mert. Sie hat­te in der ers­ten Nacht noch nicht mal einen Stuhl, in der zwei­ten Nacht haben wir einen Stuhl geklaut und in der drit­ten Nacht bin ich schließ­lich in ein bes­se­res Zim­mer mit einem rich­ti­gen Bett gekom­men und Hel­ga hat eine Lie­ge bekom­men. Über­haupt ist Hel­ga bis an die Gren­zen ihrer Kraft gegan­gen, um mich zu beglei­ten. Schon auf dem Schiff hat sie kaum Schlaf bekom­men und im Kran­ken­haus ist Hel­ga an den Rand der völ­li­gen Erschöp­fung gekom­men. Nach­dem die Blut­wer­te sich stark gebes­sert hat­ten und das Fie­ber run­ter war, woll­te mich das Kran­ken­haus auch schnell wie­der los wer­den, womit ich ein­ver­stan­den war. Mir wur­den noch ora­le Anti­bio­ti­ka ver­schrie­ben, die Hel­ga besor­gen und vor­zei­gen muss­te, bevor man mich ent­las­sen hat. Preis­wert war es ja: für 3 Tage incl. aller The­ra­pi­en haben wir ca. 260€ bezahlt. Die Ent­las­sung ist nun 6 Tage her und ich bin immer noch sehr schwach. Es geht nur sehr lang­sam berg­auf. Ein Sym­ptom von Den­gue­fie­ber sind star­ke Mus­kel­schmer­zen, und die habe ich immer noch. Die letz­te Nacht war die ers­te Nacht, die ich ohne Par­acet­amol über­stan­den habe. Ich möch­te mich noch ein­mal ganz herz­lich bei Rein­hard und sei­ner Freun­din bedan­ken, die uns die gan­ze Zeit lie­be­voll beglei­tet und unter­stützt haben!

Wäh­rend der Zeit an Bord, bevor ich im Kran­ken­haus war, habe ich in mei­ner Schwä­che ein Glas fal­len las­sen, das dann zer­sprang und gleich­mä­ßig die Split­ter im Salon ver­teil­te. Hel­ga hat sich einen oder meh­re­re die­ser Split­ter in den Fuß getre­ten. Eine Wun­de schließ­lich ent­zün­de­te sich und wir wuss­ten auch nicht, ob wirk­lich alle Split­ter wie­der drau­ßen sind. Es wur­de nicht bes­ser, sodass Hel­ga vor 4 Tagen dann zusam­men mit Caro­la von der Leo­nar­do III auch bei Dr. Ackie lan­de­te. Caro­la hat­te auch Pro­ble­me mit einem Fuß und Dr. Ackie mein­te lachend, dass heu­te „Ger­man Foot Day“ sei. Dr. Ackie hat die Wun­de pro­fes­sio­nell gerei­nigt, unter­sucht und ver­bun­den, sodass wir nun sicher sind, dass kein Split­ter mehr in Hel­gas Fuß ist. Die Wun­de ver­heilt nun per­fekt.

Vor­ges­tern sind wir schließ­lich wie­der in die Mari­na gefah­ren. Wir benö­ti­gen Vor­rä­te, Was­ser, Gas und muss­ten unbe­dingt Wäsche waschen las­sen. Nicht zuletzt benö­ti­ge ich die Mög­lich­keit, ab und zu einen klei­nen Spa­zier­gang machen zu kön­nen, um wie­der zu Kräf­ten zu kom­men.

Nun wo alles fast vor­bei ist, hat Hel­gas Erschöp­fung sich Raum genom­men und ihr eine klei­ne Epi­so­de mit Fie­ber und viel Schlaf beschert. Teil­wei­se war ver­kehr­te Welt und ich hat­te mehr Kraft als Hel­ga. Es ist aber nicht so schlimm, heu­te geht alles schon wie­der bes­ser.

In 4 Tagen pla­nen wir, 40 See­mei­len nach St. Lucia zu segeln, um mei­nen Onkel Diet­rich abzu­ho­len, um doch noch die Gre­na­dinen zu besu­chen. Möge der Herr ob unse­rer Plä­ne nicht zu laut lachen!

4 Kommentare
  1. Berni-Maria
    Berni-Maria sagte:

    Habe erst heu­te die Mög­lich­keit gehabt, mir Eure Rei­se anzu­schau­en. Ich bin tief beeindruckt.Ich fin­de es gross­ar­tig. Kommt gut wie­der zurück.Herzliche Grüs­se”
    Ber­ni-maria

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  2. Bodo Glatfeldt
    Bodo Glatfeldt sagte:

    Ihr Lie­ben!
    Durch eure Berich­te spürt man wie ihr eure Rei­se 100% aus­lebt in allen Far­ben, die man sich vor­stel­len kann! Seit ganz herz­lich gegrüsst von Ger­trud und Bodo

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