1933 See­mei­len lie­gen hin­ter uns und bis nach Gre­na­da sind es noch 241 See­mei­len. Aller Vor­aus­sicht wer­den wir über­mor­gen im Lau­fe des Tages ankom­men. Alles in allem hat der freund­li­che Pas­sat sei­nen Dienst brav geleis­tet, wir hat­ten nur mal für eine Vier­tel­stun­de kei­nen Wind, ansons­ten fah­ren wir fast immer unse­re 5,5 bis 6 Kno­ten.

Wir sind erschöpft und freu­en uns auf die Ankunft. Wir haben uns nicht wirk­lich an die Schau­ke­lei gewöhnt, manch­mal lie­gen die Ner­ven blank. Rich­tig schön mal 10 Stun­den schla­fen, 20 Minu­ten mit Süß­was­ser duschen und an Land in einer Bar sit­zen, die nicht schau­kelt, und ein kal­tes Bier trin­ken, davon träu­men wir nun.

Wir haben bis ges­tern eisern Süß­was­ser gespart, um auch eine Flau­te über­ste­hen zu kön­nen. Aber der Wet­ter­be­richt ist gleich­blei­bend gut, nicht zuletzt sind wir nun so nahe an Gre­na­da, dass wir die Insel auch unter Motor errei­chen könn­ten. Daher haben wir heu­te aus­gie­big im Cock­pit mit Süß­was­ser geduscht, das stei­gert die Lebens­qua­li­tät. Eine Süß­was­ser­du­sche hat­ten wir uns schon zur Halb­zeit gegönnt, ansons­ten Kat­zen­wä­sche und Salz­was­ser­du­sche. Falls wir wei­te­res Geld in das Boot ste­cken soll­ten, dann wäre ein Was­ser­ma­cher fäl­lig (macht mit­tels Umkehr­os­mo­se aus Salz­was­ser Süß­was­ser). Der benö­tigt aller­dings viel Strom, sodass wir dann auch einen Schlepp­ge­ne­ra­tor bräuch­ten (ein klei­ner Pro­pel­ler, der von der Fahrt durchs Was­ser ange­trie­ben wird und so Strom erzeugt).

Über­haupt ist es mit dem Strom sehr eng. Die Tage sind ein­fach zu kurz, um mit unse­ren Solar­pa­nee­len genug Strom für 24 Stun­den zu pro­du­zie­ren. Je wei­ter west­lich wir kom­men, des­to bewölk­ter ist auch der Him­mel. So haben wir schwe­ren Her­zens knapp die Hälf­te der Tage den Kühl­schrank aus­ge­schal­tet. Das heißt Kaf­fee gibt es nur noch schwarz, weil die Hafer­milch sonst schlecht wird und natür­lich kei­ne kal­ten Geträn­ke. Das Gemü­se, das gekühlt wer­den muss, ist schon lan­ge weg. Am preis­wer­tes­ten wären sicher­lich wei­te­re Panee­le, zumal die im Unter­schied zum Schlepp­ge­ne­ra­tor auch in der Anker­bucht arbei­ten. Aber in den nächs­ten Mona­ten wer­den wir ja wie­der ab und zu Land­strom haben. Ich hof­fe, wir kön­nen uns dann bis ins Früh­jahr ret­ten, wenn die Tage wie­der län­ger wer­den.

Wit­zig ist unse­re Bord­zeit. Wir sind soweit von allem weg, dass wir unse­re Bord­zeit sel­ber wäh­len kön­nen, wie wir wol­len. Wir kön­nen uns aus­su­chen, ob wir sozu­sa­gen Som­mer­zeit haben wol­len, sodass es abends noch län­ger hell ist oder die Dun­kel­heit sym­me­trisch um Mit­ter­nacht ver­tei­len. Auf die­ser Über­fahrt haben wir zwei Mal die Uhr eine Stun­de zurück gestellt, sodass wir nun ins­ge­samt 4 Stun­den hin­ter Deutsch­land lie­gen.

Ande­re Schif­fe haben wir mit Aus­nah­me von 2 Frach­tern nur auf dem AIS gese­hen. Die Seg­ler fun­ken sich dann gegen­sei­tig an und fra­gen, ob alles in Ord­nung ist. Vor zwei Tagen hat uns ein Rah­seg­ler mit einer Schul­klas­se an Bord („Thor Heyer­dahl“) ange­funkt und gefragt, ob die Kids mit uns fun­ken üben dür­fen.

Vor der Über­fahrt hat­ten wir von der Bedro­hung durch soge­nann­te Squalls gele­sen und gehört. So rich­tig war mir bis zur Abfahrt nicht klar, wie bedroh­lich die nun wirk­lich sind. Im Osten des Atlan­tiks hat­ten wir auch kei­nen ein­zi­gen. Aber je wei­ter west­lich wir kom­men, um so mehr Was­ser ist in der Luft. Ein Squall ist nun ein­fach ein kräf­ti­ger Regen­schau­er mit stark auf­fri­schen­dem Wind. Oft muss gerefft wer­den und die Gefahr besteht dann dar­in, dass man die Segel nicht schnell genug her­un­ter bekommt. Da wir aber sowie­so nur mit Genua fah­ren, ist das kein Pro­blem. Die Genua ist in 30 Sekun­den schnell ein Stück ein­ge­rollt und auch Hel­ga macht das nachts ohne mich zu wecken. Die Squalls sind meis­tens nach 15 Minu­ten wie­der vor­bei. Dann wird aus­ger­efft und es geht nor­mal wei­ter. Manch­mal kom­men die Squalls auch ohne Regen und manch­mal hat man sogar nur den Wind­dre­her, der in der Regel dazu gehört, ohne Stark­wind und ohne Regen. Das gan­ze gibt es auch mit Gewit­ter, was wir aber bis­her nicht erlebt haben.

5 Kommentare
  1. Angelika Spathmann
    Angelika Spathmann sagte:

    Hal­lo ihr Lie­ben,
    ihr seid end­lich da. Herz­li­chen Glück­wunsch : -) Ich beglei­te euch die gan­ze Zeit mit gro­ßer Span­nung und ihr habt mei­ne gan­ze
    Bewun­de­rung. Dank eurer detail­lier­ten Schil­de­run­gen kann ich mir euer Leben auf der Sai Man­ga­lam ganz gut vor­stel­len. Und gera­de des­we­gen habt ihr mei­ne gan­ze Hoch­ach­tung. Ich freue mich sehr für euch, dass ihr end­lich ange­kom­men seid und ich hof­fe, dass es euch gut geht. Genießt es, wie­der Boden unter den Füßen zu haben zu können.Ich wün­sche euch wei­ter­hin vie­le schö­ne neue Ein­drü­cke und freue mich dar­auf, bald wie­der von euch zu lesen.
    Lie­be Grü­ße, Ange­li­ka

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  2. Dagmar Oelkers
    Dagmar Oelkers sagte:

    Ihr seid ange­kom­men, an Land, in einer Mari­na — Jay!!! 👏 Wel­che Freu­de — herz­li­chen Glück­wunsch! Om Sai Ram! 🙏

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  3. evelyn
    evelyn sagte:

    OmSaiRam
    End­lich hab ich seit heu­te wie­der Inter­net und wer­de euch dann auch wei­ter beglei­ten.
    Es scheint span­nend, muss noch vie­les nach­ho­len.
    Lie­be Grüs­se eve­lyn

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  4. Dagmar Schwarm
    Dagmar Schwarm sagte:

    Ihr Lie­ben!
    Das ist ja voll span­nend! Euer Segel­aben­teu­er aus der Zuschau­er­per­spek­ti­ve mit zu erle­ben, das hat für mich auch sei­nen Reiz.…Wie habe ich doch wie­der auf das nächs­te Lebens­zei­chen von euch gewar­tet! Pri­ma, dass ihr noch Zeit habt, in die­ser sehr anschau­li­chen Form zu berich­ten und der Wind euch wohl geson­nen ist! Solch ein Aben­teu­er hat auch sei­nen Preis…und ihr macht das sehr tap­fer! Ich bemer­ke gera­de, dass ich so beein­druckt bin, dass ich hin­ter jedem Satz ein Aus­ru­fungs­zei­chen set­zen könn­te!
    Lie­be Hel­ga, du hast das „Durch­hal­te– Gen“ im Blut (Anmer­kung zur Whats­App Nach­richt: Bild der Hun­dert­jäh­ri­gen… Groß­mutter und Groß­tan­ten.) Genießt die Ein­ma­lig­keit jedes Augen­blicks und hal­tet euch krab­be­lig! Ganz herz­li­che Grü­ße über das gro­ße Wasser.…Dagmar

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  5. Dagmar Oelkers
    Dagmar Oelkers sagte:

    Dan­ke für die­se wie­der­um sehr anschau­li­che Schil­de­rung Eures Segel­all­tags auf dem Atlan­tik! Ihr seid wirk­lich tap­fer, all die Här­ten die­ser Über­fahrt ertra­gen und gemeis­tert zu haben und dies noch zu tun — nun seid Ihr bald am Ziel, bald Land unter den Füßen — end­lich! Ich hat­te ges­tern auf einer der ande­ren Sei­ten gestö­bert und da kann ich Euch nur beglück­wün­schen, dass Ihr zwar stän­dig die Schau­ke­lei ertragt undauch fal­len­de Gegen­stän­de, aber kei­ne Schä­den am Boot habt, kei­nen Lärm durch so einen Hydro­ge­ne­ra­tor, der dann doch nicht genug Strom lie­fert, und dass Ihr so schnell vor­an gekom­men seid — auf den Tag genau, wie ange­peilt!!! Also, kommt gut an und genießt an Land allen Com­fort, den Ihr haben könnt! Lie­be Grü­ße, Dag­mar

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