Wasser ist ein großes Thema beim Fahrtensegeln. Wir sind zwar auf dem Wasser unterwegs, aber das wundervolle, warme Atlantik-Wasser lässt sich trotzdem nur eingeschränkt nutzen: Wir brauchen Süßwasser!
Unsere SAI MANGALAM hat zwei Trinkwassertanks á je 150 l, die aus Kunststoff bestehen. Dieses Wasser benutzen wir zum Kochen und für Kaffee oder Tee. Auch zum Zähneputzen und Abwaschen nehmen wir das Wasser aus den Tanks. Und darüber hinaus tut es unendlich gut, ab und zu an Deck mit Süßwasser zu duschen, wenn wir mehrere Tage keine Dusche an Land benutzen können, auch wenn wir öfter im Meer schwimmen oder beim Anlanden mit dem Dinghi automatisch geduscht werden. 🙂
Darüber hinaus kaufen wir Wasser in Plastikflaschen, das überall erhältlich und keimfrei ist.
Insbesondere für längere Passagen ist die die Menge und die Qualität des mitgeführten Trinkwassers eine wichtige Größe.
In Europa gab es bisher an jedem Steg in jeder Marina Leitungswasser von einer Qualität, dass man es für unsere Zwecke problemlos benutzen konnte. Hier auf den Kapverden wird das Wasserthema jetzt doch aktuell, einmal, weil es eben nicht einfach überall Leitungswasser gibt und zum anderen, weil wir nun Wasser für die Überfahrt in die Karibik bunkern müssen.
Um sauberes, keimfreies Wasser in den Tanks zu haben, sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:
1) Reinheit der Wassertanks und des gesamten Trinkwassersystems
2) Einfüllen von sauberem, keimfreien Wasser
3) Konservieren des sauberen Wassers
4) Desinfizieren von nicht einwandfreiem Wasser
Zu 1) Reinheit der Wassertanks und des gesamten Trinkwassersystems
Etwa ein bis zweimal pro Jahr sollten die Tanks gereinigt werden. Je niedriger der Durchfluss, desto wichtig ist das. Die Tanks sollten optimalerweiser ganz voll oder ganz leer (und trocken) sein, in diesen Fällen können sich Mikroorganismen am schlechtesten vermehren. An der Innenseite des Trinkwassersystems lagert sich gerne Kalk aus dem gebunkerten Wasser ab und bildet, vor allem an Stellen, wo weniger Bewegung ist, Verkrustungen. Außerdem bildet sich an der Innenseite mit der Zeit Schmodder, der s.g. Biofilm. Dieser Biofilm bildet die ideale Grundlage für die Ansiedlung von Bakterien und anderen Wasserorganismen.
Im Mai habe ich die Tanks so weit wie meine Arme reichten ausgeschrubbt und mit einer Zitronensäurelösung gereinigt, um den Biofilm sowie die Kalkablagerungen zu entfernen. Zitronensäure ist eine natürlich auftretende Carbonsäure, die auch eine desinfizierende Wirkung besitzt und biologisch abbaubar ist.
Zu 2) Einfüllen von sauberem, keimfreien Wasser
Beim Einfüllen des möglichst sauberen Wassers spülen wir zunächst den Schlauch einmal durch und lassen dann das frische Wasser durch einen Inline-Aktivkohlefilter laufen. Direkt vor der Entnahme des Wasser an der Spüle in der Pantry fließt das Wasser erneut durch zwei hintereinander angeordnete Aktivkohle-Filter von unterschiedlicher Porengröße. Diese Filter filtern natürlich erst einmal ungelöste mechanische Partikel (z.B. Staub, Mikroorganismen wie Bakterien und Protozoen) heraus und darüber hinaus binden sie gelöste Stoffe wie unerwünschten und giftigen Chemikalien (z.B. Schwermetalle, Chlor, Medikamentenreste, Pestizidwirkstoffe). Der Einbau einer kompletten Umkehr-Osmoseanlage wie wir sie zuhause hatten, war leider zu aufwändig und sehr teuer. Im Prinzip wäre das dann sogar ein „Wassermacher“ gewesen, denn mit Umkehr-Osmose werden auch Mineralien wie Natriumchlorid aus dem Wasser entfernt, also kann der Wassermacher aus Meerwasser Süßwasser machen. Einige Boote habe heutzutage bereits Wassermacher an Bord.
Zu 3) Konservieren des sauberen Wassers
Hat man endlich unbedenkliches Wasser (mit möglichst wenigen Keimen) in seinen Tanks, möchte man, dass es auch so bleibt. Stehendes, sauerstoffarmes Wasser und dann noch so lauwarm, wie jetzt hier der Fall ist, ist geradezu eine Einladung für unerwünschtes Bakterienwachstum. In den nördlicheren Breitengraden haben wir 12%-iges Hydrogenperoxyd in einer Dosierung von 15ml pro 100l zur Trinkwasserstabilisierung verwendet. Durch die Sauerstoffanreicherung soll das Keimwachstum verhindert bzw. verlangsamt werden. Außerdem hat das Wasserstoffperoxyd den Vorteil, dass es der Mikroflora und ‑fauna im Meerwasser nicht schadet, denn unser Abwasser geht ja direkt in die See.
Zu 4) Desinfizieren von nicht einwandfreiem Wasser
Nun sind wir also erstmals damit konfrontiert, dass wir kein unbedenkliches Wasser mehr bunkern können. In vielen Dörfern haben wir gesehen, dass Kanister voll Wasser von einem zentralen Gebäude mit der Schubkarre geholt werden. Auf allen Inseln von Kap Verde herrscht Wasserknappheit und zum Trinken eignet sich für Nichtafrikaner nur das Plastikflaschenwasser. Hier in der Marina Mindelo haben wir Leitungswasser am Steg, was übrigens ebenso wie das Duschwasser mit 2 Escudos (= 2 ct) pro Liter bezahlt werden muss, aber wir wissen wenig über die tatsächliche Qualität. Nun bunkern wir also das Mindeloer Leitungswasser und desinfizieren es mit einem Silberionenpräparat. Vielen Dank an den Arzt und Weltenbummler Dietrich, der uns von dieser praktikablen Möglichkeit überzeugte.
Mit den 300l in den Tanks kommen wir in der Regel locker zwei Wochen aus, wenn wir sparsam sind, dann auch drei. Ich habe schon Versuche unternommen, mit Meerwasser zu spülen, so wie unsere Segelfreunde auf der LEONARDO es machen, aber so richtig konnte ich mich damit nicht anfreunden. Was aber sehr gut geht und viel Wasser spart, ist das Vorspülen mit Meerwasser, das werden wir wohl praktizieren. Einmal habe ich sogar schon Pellkartoffeln in Atlantikwasser gekocht und sie waren wirklich lecker! Das Zähneputzen wäre wohl mit Meerwasser ebenso möglich wie gesund, aber dafür dann wieder mit dem Eimer über Bord hangeln … na ja, wenn‘s nötig ist, mal sehen. Zum Glück wird die Toilette sowieso per Handpumpe mit Meerwasser gespült. Im Zweifel dann besser erst Zähneputzen und danach Klospülen.
Neben den 300l in den Wassertanks werden wir noch 100l in 1,5l- und 5l-Plastikflaschen mit auf die Atlantikreise nehmen. Das sind pro Person pro Tag 2l für 25 Tage. Da wir hoffentlich schon nach ca 17 Tagen drüben sind und in Wirklichkeit auch keine 2l am Tag trinken, dürfte es wohl reichen.
Jetzt ist dieser Artikel doch ganz schön lang geworden, ich wollte eigentlich nur so ein paar Zeilen schreiben. Aber unser Trink- und Brauchwasser ist tatsächlich ein Thema, dass uns immer wieder beschäftigt und ich bin dankbar, das es Lösungen gibt!
Ja prima, mehr als perfekt.
Ihr Lieben,
das hört sich ja alles gut an, so dass wir uns also nicht um Euer Wohl sorgen müssen, was das Trinkwasser betrifft, v.a., da Ihr eine große Menge an Wasser in Flaschen mit auf die Reise nehmt!
Alles Gute, Om Sai Ram und liebe Grüße, Dagmar