Heu­te ver­su­che ich mal ein paar Impres­sio­nen mit­ten von der Über­fahrt zu den Kap­ver­den zu pos­ten. Erst muss es bei der Schau­ke­lei klap­pen, den Text in den Lap­top zu tip­pen. Dann wer­de ich ihn per Satel­li­ten­mail an Mari­an schi­cken und ihn bit­ten zu ver­öf­fent­li­chen.

Seit 2 Tagen sind wir unter­wegs. Ein Tag vor­her ist Knut an Bord gekom­men. Er woll­te die Über­fahrt von ca. 780sm in ca. 6 Tagen ger­ne mit­ma­chen, was uns sehr freut. Das Schlaf­de­fi­zit nachts ist erheb­lich gerin­ger, wenn man die Näch­te durch 3 anstatt durch 2 Per­so­nen teilt. In der Woche vor­her war der Pas­sat ein­ge­bro­chen und es wäre nur sehr müh­sam mög­lich gewe­sen, Knuts Flie­ger auf den Kap­ver­den zu krie­gen, aber zum Glück ist der Pas­sat pünkt­lich zurück gekehrt. Die Wet­ter­vor­her­sa­ge hat­te fri­schen bis kräf­ti­gen Wind genau in unse­re Rich­tung pro­gnos­ti­ziert und so sind wir vor­ges­tern Mit­tag fro­hen Mutes gestar­tet. Inzwi­schen haben wir bestän­dig Wind­stär­ke 6 und nur unter Genua geht es zügig vor­an. Lisa steu­ert ein­wand­frei, die Stim­mung ist gut, die Son­ne scheint bestän­dig, und wir sit­zen lan­ge im Cock­pit und schau­en fas­zi­niert auf die Wel­len, die von hin­ten anrol­len. Im Moment sind sie ca. 2m hoch.

So schön, wie die Wel­len anzu­schau­en sind, so machen sie ande­rer­seits jede Akti­on an Bord zu einer Kraft­an­stren­gung. Noch sind die Ver­hält­nis­se so, dass Hel­ga mit einer Engels­ge­duld für uns Essen kocht. Jedes Teil, wel­ches nicht gesi­chert wird, fin­det sich näm­lich unwei­ger­lich wenig spä­ter an der Erde, ob Geschirr, Besteck, Nah­rungs­mit­tel, egal. Lei­der sind in den letz­ten 2 Tagen auf die­se Art und Wei­se schon 2 Tel­ler und 1 Tas­se zu Bruch gegan­gen. Heu­te mor­gen haben wir im Cock­pit nicht mehr vom Tisch geges­sen, son­dern haben die Früh­stücks­sa­chen lie­ber gleich am Boden auf­ge­baut. Zum Glück kom­men die Wel­len noch nicht ins Cock­pit, ledig­lich ein paar Sprit­zer schaf­fen es alle zwei drei Stun­den. Auch das Schla­fen ist nicht so ein­fach, beson­ders in der vor­de­ren Kajü­te. Am bes­ten geht die „Kra­ken­stel­lung“: auf den Bauch oder Rücken legen und Arme und Bei­ne mög­lichst weit von sich stre­cken, damit man nicht hin und her rollt. Die bei­den ande­ren schla­fen ganz gut, ich schla­fe erst, wenn ich schon sehr über­mü­det bin.

In der ers­ten Nacht erschien auf dem AIS plötz­lich ein rie­si­ger Schwarm von Schif­fen von hin­ten. Der Schwarm stell­te sich als eine Ein­hand­re­gat­ta her­aus. Die waren mit 7m lan­gen Schiff­chen und mit 10 Kno­ten Speed unter­wegs – unglaub­lich.

Inzwi­schen sind wir mal dazu gekom­men in den nau­ti­schen Rei­se­füh­rer für die Kap­ver­den zu schau­en. Und so wis­sen wir nun, dass es dort bis auf 2 Inseln im Süden kein genieß­ba­res Trink­was­ser für unse­re Tanks gibt. Kei­ne Ahnung, ob wir unse­re Tanks nach­her vor der gro­ßen Über­fahrt mit Mine­ral­was­ser fül­len sol­len. Wahr­schein­lich wer­den wir wohl den Umweg von 120sm extra nach Süden zum Was­ser tan­ken machen. Auf jeden Fall wird nun eisern Was­ser an Bord gespart, damit es wenigs­tens bis zum Ende von Knuts Urlaub reicht. Ers­te Ver­su­che von Hel­ga, dass Geschirr aus­schließ­lich mit See­was­ser zu spü­len, hat­ten eher kei­nen Erfolg.

Neben dem Was­ser müs­sen wir nun lei­der auch mit dem Strom haus­hal­ten. Die Son­ne ist nur ca. 11,5 Std. über dem Hori­zont und davon lädt sie viel­leicht 8 Stun­den effek­tiv unse­re Bat­te­ri­en. In den rest­li­chen 16 Stun­den sau­gen Kühl­schrank, Plot­ter, UKW und AIS gna­den­los an den Bat­te­ri­en. Ein Wind- oder Schlepp­ge­ne­ra­tor wäre nun nicht schlecht. Mit viel Mühe ver­su­chen wir, die Balan­ce zu hal­ten. Mit­tags wenn die Son­ne hin­ter der Genua zu ver­schwin­den droht, ändern wir den Kurs, um noch län­ger die Son­ne zu haben. Nach ca. 2 Stun­den machen wir dann eine beherz­te Kurs­än­de­rung zurück, um die Son­ne sofort auf der andern Sei­te der Genua zu haben. Außer­dem stel­len wir den Groß­baum ohne Segel mit­tels Bul­len­stan­der immer so aus, dass des­sen Schat­ten nicht auf das Paneel auf der Spray­hood fällt. In den ers­ten 24h haben wir ohne die­se Aktio­nen 19Ah ver­lo­ren, in den zwei­ten 24h konn­ten wir mit die­sen Aktio­nen einen Gewinn von 2 Ah ver­bu­chen!

Für über­mor­gen ist zuneh­men­der Wind ange­sagt. Er soll auf Stär­ke 7 mit Böen bis Stär­ke 8 auf­dre­hen. Die Wel­len sol­len bis 3 Meter hoch wer­den. Ein biss­chen ange­spannt sind wir des­we­gen schon. Aber wir wer­den die Genua ein­fach so weit wie nötig ver­klei­nern und vor dem Wind, der zum Glück genau in unse­re Rich­tung weht, ablau­fen. Inzwi­schen haben wir genug Ver­trau­en in unser Boot und in uns selbst. Wir könn­ten dem Stark­wind­ge­biet aus­wei­chen und einen Umweg näher an der afri­ka­ni­schen Küs­te neh­men, aber auch Hel­ga sagt, wir soll­ten gera­de­aus wei­ter fah­ren.

7 Kommentare
  1. Dietrich Borris
    Dietrich Borris sagte:

    Das ist aber doch eine ech­te Belas­tung, wenn der Strom nicht reicht. Der Motor macht doch auch Strom, wenn Ihr wirk­lich in Not seid, oder?
    Wenn das Was­ser auf den Kap­ver­den wirk­lich klar ist, könnt Ihr es doch mit Mikropur (Sil­ber) des­in­fi­zie­ren, oder?
    Glück­li­che Ankunft auf den Kap­ver­den und dann gute Vor­be­rei­tung für den gro­ßen Sprung!!

    Ich war lan­ge nicht bei Euch, weil 4 Wochen Indo­chi­na und danach klei­nes Fami­li­en­tref­fen in Side /Antalya.

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    • Frank
      Frank sagte:

      Wir benut­zen die Bat­te­ri­en nur zu einem Teil, da sie geschä­digt wer­den, wenn man mehr als die Hälf­te der Nenn­ka­pa­zi­tät ent­nimmt. Wenn wir in Not sind und die Bat­te­ri­en “leer” laut der all­täg­li­chen Benut­zung sind, kön­nen wir den Bat­te­ri­en noch Strom für vol­le 2 Tage ent­neh­men. Außer­dem gibt es eine wei­te­re Bat­te­rie, die nur für das Star­ten des Motors vor­ge­se­hen ist. Die Sicher­heit ist durch die Strom­si­tua­ti­on hier im Win­ter kei­nes­wegs beein­träch­tigt. Es ist nur unser sport­li­cher Ehr­geiz, mit dem Strom hin­zu­kom­men, ohne alle paar Tage den Motor star­ten zu müs­sen.

      Dank Dei­ner Bera­tung haben wir nun die Tanks mit dem Lei­tungs­was­ser aus Min­de­lo gefüllt und ein Sil­ber­prä­pa­rat hin­zu­ge­ge­ben. Dane­ben haben wir immer auch viel Fla­schen­was­ser an Bord. Zum einen wegen des Geschmacks, zwei­tens um mehr als die 300 Liter, die in die Tanks gehen, dabei zu haben und letzt­lich benö­tigt man das Fla­schen­was­ser für den Fall der Fäl­le, wenn man in die Ret­tungs­in­sel muss.

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  2. Thomas Stukenberg
    Thomas Stukenberg sagte:

    Hi Frank, Sai Man­ga­lam Ram!
    hab gera­de mit Bodo tele­fo­niert, der mich an euren Blog erin­nert hat. Super! Mast- und Schot­bruch wei­ter­hin!
    Ihr seid jetzt offen­bar ziem­lich gegen­über von Gam­bia … wo Murs­hid mit Enny und ande­ren Anfang Febru­ar lan­den wol­len (mit dem Flug­zeug natür­lich). Wenn ihr euch viel Zeit lasst … oder mal für eine Wei­le in “The Gam­bia” an Land wollt, könnt ihr unse­re lie­ben Rei­sen­den ja tref­fen …
    Kommt bit­te nicht in Ver­su­chung, an Weih­nach­ten Ker­zen am Baum zu befes­ti­gen.
    Für nächs­ten Som­mer habe ich eine Ein­la­dung zu einer 1‑Ta­ges-Segel­tour auf dem Boden­see! Bin schon ganz auf­ge­regt … na ja, muss eben klein anfan­gen…
    Die Fotos zei­gen so viel wil­des Leben! Congra­tu­la­ti­on!

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  3. evelyn
    evelyn sagte:

    Auch wenn ich als Ham­bur­ge­rin ( aber ja in Ber­lin gebo­ren ) die See­manns­aus­drü­cke nicht ver­ste­he ,
    das klingt nun ja wirk­lich nach Aben­teu­er.
    Wenn ihr es mal wie­der ruhi­ger habt, dann könnt ihr mir mal erklä­ren was Genua, Bul­len­stän­der oder Spray­hood bedeu­tet, oder habt ihr das schon mal erklärt und es ist nur an mir vor­bei gegan­gen.
    Nun hal­tet erst ein­mal euer Geschirr fest, sonst müsst ihr spä­ter alle aus einem Topf löf­feln.
    Ach so,
    vor­ges­tern stand hier in der HH Mor­gen­post, dass da ein paar Leu­te mit einem Ruder­boot den Atlan­tik über­que­ren wol­len. Die­ses Ruder­boot hat aber irgend­was an die Mil­lio­nen Euro gekos­tet .
    Viel­leicht begeg­net ihr ihnen ja irgend­wo .
    Dann machts mal gut, hal­tet euch senk­recht, es sind ja nun noch ein paar Tage, dann seht ihr am Hori­zont schon die Beloh­nung win­ken.
    Alles Lie­be eve­lyn

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  4. Dagmar
    Dagmar sagte:

    Schön, dass Du von unter­wegs trotz schwie­ri­ger Bedin­gun­gen berich­test! Das Leben und Agie­ren auf dem Boot hört sich jetzt wirk­lich aben­teu­er­lich an, beschwer­li­cher als vor­her, eine Her­aus­for­de­rung, die Ihr aber den­noch gut zu meis­tern scheint! Bewun­derns­wert, dass Hel­ga noch kocht. So wün­sche ich Euch wei­ter gutes Glin­gen, auch mor­gen mit dem noch stär­ke­ren Wind, gute Stim­mung und genü­gend Ruhe zwi­schen­durch um wie­der Kräf­te zu sam­meln. Alles Lie­be vom siche­ren Bin­nen­land, Dag­mar

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