… verliefen ruhig und rundeten unseren Besuch auf den Kanarischen Inseln ab. Während Frank notwendige Arbeiten am Boot vornahm, wusch ich die Bettwäsche und nutzte die Gelegenheit, unser Bett in der Bugkabine zu entsanden. Abends spazierten wir um den Sportboothafen und bestaunten zwei große etwa 30m lange Segelyachten auf der gegenüberliegenden Seite der Marina, die aber von uns beiden allein weder hätte bezahlt noch gesegelt werden können.
Was sozusagen noch ausstand, war eine Wanderung zum Roque Nublo, nachdem beim ersten Versuch die Bus-Linie 18 nicht gefahren war und wir dann gemeinsam mit Dagmar alternativ von Santa Lucia aus in den Bergen unterwegs gewesen waren. Am Mittwoch morgen standen wir also mit Wanderschuhen und Rucksack vor dem kleinen Spar-Laden in Pasito Blanco, doch diesmal versetzte uns das Taxi, das uns zum Busbahnhof nach Maspalomas bringen sollte. Kurzerhand mussten wir umdisponieren und nutzten den Tag für Proviantierung im Supermercado Hiperdino, den wir mit zwei längeren Fußwegen und einer Bummelbusfahrt erreichen konnten. In der heißen Sonne war das fast ebenso anstrengend wie die geplante Bergwanderung, zumal wir ja nun Europa verlassen würden und sicherheitshalber mal wieder den kompletten Vorrat an veganer Mayonnaise, Soja-Cocos-Joghurt und Hafermilch (teilweise mit Vanille-Geschmack :-)) aufkauften.
Aufgrund der schlechten Taxi-Erfahrungen (ist ja eigentlich auch nicht besser als Autofahren an sich) machten wir uns am Donnerstagmorgen mit dem Dinghi auf, um am Playa de Meloneras anzulanden und von dort zu Fuß zum Busbahnhof zu gehen. Am frühen Morgen war gerade Niedrigwasser und die letzten Meter vor dem Strand übersät mit schwarzen Steinen, die bei Hochwasser viel tiefer im Wasser gelegen hätten. Außerdem brachen die Wellen bereits in einiger Entfernung vor der Wasserkante. Frank klappte den Außenborder hoch und ruderte, während ich versuchte, uns zwischen den dicht unter der Wasseroberfläche liegenden Steinen hindurch zu navigieren. Plötzlich brach eine ordentliche Welle direkt hinter uns und schob uns mit Schwung über mehrere Meter knapp über die Steine hinweg bis zum Strand, wo wir schnell in flache Wasser sprangen und das Dinghi hinaufzogen. Geschafft, trocken angekommen!
Tatsächlich sollte es nun endlich mit unserer Wanderung zum dritthöchsten Berg Gran Canarias klappen. Mit der Linie 18 fuhren wir 1 ½ Stunden hoch hinauf in die Berge, von Null bis auf etwa 1.400m Höhe. Eine atemberaubende Busfahrt über eine schmale Straße, die sich in vielen Windungen bis fast genau in die Mitte der Insel zieht. Wir hätten fast vergessen, die Brötchen und Bananen zu essen, die wir als Frühstück mitgenommen hatten, so fesselnd war die Busfahrt. Von dem Dorf Ayacata aus folgten wir dem ausgeschilderten Wanderweg durch Oliven- und viele Mandelbäume. Weiter oben liefen wir durch Kanarische Kiefern, deren Nadeln so hübsch hellgrün leuchteten, dass man davon schon fast einen Grün-Flash bekommen konnte! Leider endete der Weg auf einem gut gefüllten Parkplatz und von da an teilten wir den Weg bis zum Hochplateau mit zahlreichen Touristen. Hier oben in über 1.800m Höhe wehte ein stürmischer Wind, die Nadelpuschel der Kiefern standen waagerecht und ich war froh, dass wir uns ab und zu hinter einem Felsen im Windschatten verstecken konnten. Vom Hochplateau aus konnte man sehen, wie im Nordosten dicke Wolkenfelder an den hohen Bergrücken hängen blieben, kein Wunder, dass im Süden kein Regen ankommt. Der Wanderer wurde mit einem tollen Ausblick in alle Richtungen über die Berge und tiefen Taleinschnitte belohnt, aber das schönste Bild lag in Richtung Nordwest. Aus der Wolkendecke die über dem Atlantik jenseits von Gran Canaria lag, ragte der 3.715m hohe Gipfel des Pico del Teide auf Teneriffa empor. Ein fantastischer Anblick! Am besten konnte man den Teide während des Abstieges auf der anderen Seite des Roque Nublo-Hochplateaus sehen. Meine Eltern sind viele Jahre nach Teneriffa gefahren und haben oft vom Teide erzählt. Wir folgten dem Weg noch über zwei weitere sturmgepeitschte Höhen und schließlich in zahlreichen Windungen hinab bis zur Straße. Die Hänge waren zum großen Teil durch Steinmauern terrassiert, die offensichtlich früher zum Anbau verschiedener Pflanzen gedient hatten. Laut einer Hinweistafel war die traditionelle Landwirtschaft hier in den letzten Jahren aufgegeben worden. Ich nehme an, man hat sich auf den Intensivanbau in den großenflächigen mit Netzten überspannten Flächen im Westen der Insel verlagert. Eigentlich schade, z.B. die Mandeln aus dem bergigen Hinterland Gran Canarias sollen von einer 1A-Qualtät sein. Die Linie 18 brachte uns in einer zweistündigen, weiteren spannenden Busfahrt zurück nach Maspalomas. Jetzt war die Frage, ob unser Dinghi noch am Strand lag und wie wir es schaffen würden, die Brandung und die Steine zu überwinden. Es war inzwischen schon dunkel und natürlich auch wieder Niedrigwasser. Der ganze Strand war wieder voller schwarzer Steine, die zum Glück aber nicht scharfkantig waren. Wir trugen das Dinghi an einen Abschnitt, der ein wenig von den Strahlern der hell erleuchteten Restaurants belichtet war, aber fanden keine Stelle, die wirklich einladend für eine kleine Schlauchbootfahrt aussah. Da sahen wir im Sand eine Schrift „In here“ und das taten wir dann auch. Ich bin fast noch trocken eingestiegen, Frank schob das Boot schnell ins tiefere Wasser, stieg ein und ruderte zügig los. So kamen wir tatsächlich unbeschadet über die Steine. Zwei größere Brandungswellen haben uns aber dann doch noch erwischt, wir wurden komplett geduscht und im Dinghi standen einige Zentimeter Wasser, eine nette Erfrischung nach der schweißtreibenden Wanderung!
Bei meinen Fotos gibt es eine kleine Neuerung. Nachdem ich eine Zeit lang versucht habe, aus Belichtungsreihen mit RAW-Dateien HDR-Fotos zu machen, bin ich auf die App “Snapseed” (Danke an Ralf von der SY FLORA!) aufmerksam geworden, mit der man Fotos so bearbeiten kann, dass Lichter und Schatten sehr gut belichtet sind und die Farben mehr leuchten. Es ist wohl kein HDR im engeren Sinne, führt aber mit wenigen Mausklicks zu sehenswerten Ergebnissen. Bei manchen Fotos mag es auch übertrieben wirken, aber oft finde ich es einfach klasse! Leider werden aber auch die hartnäckigen Verunreinigungen deutlicher sichtbar, die sich auf dem Sensor meiner Kamera üblerweise befinden und bisher jedem Versuch trotzen, sie zu entfernen. Es sind aber immer nur einzelne Fotos, die ich so bearbeite, da ich sie zum Bearbeiten jeweils einmal auf mein Handy überspielen muss.
Am Freitag fuhren wir mit dem Bummelbus zum Flughafen, genossen einen Capuccino und holten Franks Bruder Knut ab, der mit uns zu den Kapverdischen Inseln segeln würde.
Für uns bedeutet dies wieder einen Abschied. Wie so oft, sahen wir auch von den Kanarischen Inseln nur einen kleinen Ausschnitt, insbesondere die westlichen Inseln konnten wir nicht mehr besuchen, damit wir die Überfahrt mit Knut machen können und er seinen Flieger auf den Kapverden bekommt. Geblieben ist der Eindruck von vulkanischer Schönheit und Sand in allen Farben und Spielarten sowie dem krassen Gegensatz von ursprünglicher Lebensart zu touristischer Komplettlösung. Jede Insel vereint diese Attribute auf ihre eigene Weise und mit ihrem ganz eigenen Charme.
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