Am Freitag, dem 9. August haben wir Schottland verlassen. Angekommen waren wir am 13 Juli. Der nachhaltigste Eindruck dieser 4 Wochen ist die phantastische Landschaft. 4 Wochen lang haben wir auf wilde Felsformationen und dazwischen überall sattes Grün geschaut. Wenn dann die Sonne scheint, ist es wirklich ein schönes Land. Und Wasser, überall Wasser. Sobald man asphaltierte Wege verlässt, ist das geeignete Schuhwerk der Gummistiefel. Selbst die Gipfel der Berge sind mit Wasser vollgesogen und mit normalen Schuhen bekommt man immer nasse Füße. Die Menschen sind uns durchweg freundlich und aufgeschlossen begegnet. Zu unserem Erstaunen weiß hier jeder, was vegan bedeutet. In jedem Restaurant gibt es mindestens ein veganes Gericht und in den Supermärkten gibt es gelegentlich sogar veganen Joghurt, sodass es bei uns an Bord regelmäßig Zaziki gab. Der Haken an Schottland ist die ewige Kälte. Die Lufttemperaturen bewegten sich immer um die 15° Celsius. Solange die Sonne scheint, ist das alles ok, aber wenn es dann regnet, macht es nicht mehr richtig Spaß. Man muss allerdings sagen, dass wir verhältnismäßig viel Sonne hatten. Immer wieder haben die Schotten uns zu dem außerordentlich guten Wetter gratuliert. Das Wasser ist dennoch eiskalt, sodass die Schotten üblicherweise im Sommer im Neoprenanzug baden gehen. Die Überfahrten nachts sind richtig kalt. In der vorletzten Nacht auf dem Weg nach Dublin hatten wir kräftigen Wind. Folgende Kleidungsstücke habe ich gleichzeitig getragen, um nicht zu frieren: T‑Shirt, langarmiges Thermoshirt, Pullover, Fleecejacke, Anorak, Ölzeugjacke, Rettungsweste (schützt auch ein bisschen), Unterhose, lange Thermounterhose, Jeans, Ölzeughose, dicke Wintersocken, Gummistiefel, Mütze und Handschuhe. Trotzdem war ich froh, als Helga mich morgens abgelöst hat und ich mal für drei Stunden ins Warme konnte.
Eigentlich wollten wir ja auch die äußeren Hebriden besuchen, aber unsere Flautensegelei hat die Zeit eng werden lassen und der Zeitplan war ehrlicherweise zu optimistisch. So haben wir lediglich die Insel Iona besucht, die ein wirkliches Kleinod ist und auch die Perle der Hebriden genannt wird. Nun zieht es uns aber nach Süden, wo es hoffentlich wärmer wird. Ein bisschen Sorge haben wir auch wegen der stärker werdenden Winde im Herbst hier und in der Biskaya. Auf Iona haben wir dann unseren ersten kleinen Sturm erlebt. Angesagt war Windstärke 7 mit Böen in Windstärke 9. Das möchte man draußen nicht mehr erleben. Bis zur nächsten Marina hätten wir 30 Seemeilen zurück fahren müssen. Aber ganz in der Nähe von Iona befindet sich das sogenannte Tinkers Hole. Das ist eine kleine Bucht mit einer engen Einfahrt, die ringsherum von hohen Felsen umgeben ist. Dort wollten wir den Sturm abwettern. Als wir dort ankamen, war schon eine Yacht da. Einerseits ist dadurch der Platz in der engen Bucht knapp geworden. andererseits waren wir froh, denn so schlecht kann der Ort ja dann für den Sturm nicht sein. Wir haben nachts sicherheitshalber Ankerwache gehalten. So richtig los ging es dann erst am Morgen. Aber die Felsen haben das allermeiste abgehalten, und unser Windmesser hat im Maximum nicht mehr als Windstärke 7 angezeigt. Nach 6 Stunden war alles vorbei und der Wind wurde schnell weniger. 48 Stunden später war wieder der Durchzug eines Starkwindgebietes angesagt und Richtung Irische Westküste war ebenfalls Starkwind bzw. Sturm vorher gesagt. Der Weg entlang der Ostküste von Irland war dagegen frei und so sind wir am späten Abend aufgebrochen und mit 4 bis 5 Windstärken raumen Wind nach Dublin gerauscht. Leider ist unterwegs die Klemme für das Großfall gebrochen. So muss ich heute die Leinen an Deck umordnen, um die Klemme einer weniger wichtigen Leine für das Fall frei zu machen. Ein Ersatzteil wird es so schnell nicht geben, wahrscheinlich muss es aus Deutschland geliefert werden. Helga hat heute großen Waschtag. Die letzte große Wäsche hatten wir in Peterhead, und wir haben uns in den letzten 10 Tagen schon mit Handwäsche über Wasser halten müssen. Morgen geht es dann in die Innenstadt von Dublin zum Sightseeing und zum Einkaufen.
…habe noch ein angefangenes Buch zu Hause, das ich eigentlich noch kurzfristig zu Ende lesen wollte. Allerdings habe ich gerade wieder mal festgestellt, dass eure Schilderungen den Intereressantheitsgrad des betreffenden Buches bei Weitem übertreffen, zumal ihr das in einem sehr lebendigen und schön lesbaren Schreibstil tut! 🙂
LG Holger