Am Mittwoch vor einer Woche haben wir schließlich den Kaledonischen Kanal verlassen. Es war sehr schön, aber auch teuer, sodass wir nicht mehr verlängern wollten. Die erste Nacht haben wir außen direkt vor der Schleuse geankert. Die Schleusenwärter wollten uns noch zurück halten wegen eines aufziehenden schweren „thunderstorms“ aber all unsere Quellen für Wettervorhersagen sprachen von wenig Wind und ein paar Regenschauern. Und so war es dann auch. Die Regenschauer haben uns eher inspiriert, darüber nachzudenken, wie wir Regenwasser sammeln können, als dass sie uns beeinträchtigt hätten.
Die weitere Windvorhersage sagte dann wenig Wind – sehr sehr wenig Wind an. Normalerweise würden wir dann ein zwei Tage Pause machen, die Gegend erkunden, ein paar Sachen am Boot bauen oder mal richtig viel schlafen. Aber die Wettervorhersage sagte für den gesamten kommenden Zeitraum Flaute an. Selbst die langfristigsten Vorhersagen prophezeiten für satte 16 Tage Flaute. In den Hebriden sollte dagegen eine frische Brise wehen. 16 Tage haben wir nicht Zeit, da wir nicht zu spät über die Biskaya wollen, und so haben wir einen Vorschlag von Helga umgesetzt, den sie auf der Nordsee mehr im Scherz gemacht hat. Als wir dort keinen Wind hatten und uns der Gezeitenstrom wieder Richtung Holland versetzte, schlug Helga vor, mit unserer 70m Ankerkette mitten in der Nordsee zu ankern, die dort nur 30 – 40m tief war. Bei günstigem Strom würden wir den Anker dann wieder aufholen. Wie auch immer, als morgens das Wetter schön war, ein ganz leichtes Lüftchen wehte, sodass man gerade so Steuer im Schiff hatte und der Ebbestrom einsetzte, haben wir vor 6 Tagen den Anker gelichtet und uns sanft nach Westen treiben lassen. Das ganze hat sich dann 5 Tage lang wiederholt. Den Ebbestrom nachts haben wir ausgelassen und schön geankert, sodass wir pro Tag nur ca. 8 bis 10 Seemeilen geschafft haben. Gestern sind wir schließlich in Iona angekommen. Wäre ordentlicher Wind gewesen, hätte man die gesamte Strecke in ca. 8 Stunden segeln können.
Natürlich hätte man auch den Motor anmachen können und die Strecke in 8 Stunden mit dem Motor fahren können. Und so gut wie alle Segelyachten, denen wir begegnen, handhaben das auch so. Aber warum? Jeder Ort hier ist genauso spektakulär wie jeder andere. Wenn wir den Motor anmachen, um einen schönen Ort zu erreichen, lassen wir einen schönen Ort hinter uns und fahren an Dutzenden schönen Orten vorbei. Daher wollen wir versuchen uns vom Wind führen zu lassen und nichts zu erzwingen. Tatsächlich haben wir unterwegs spektakuläre Ankergelegenheiten gefunden. Nicht zuletzt macht ein Motor Lärm, stört den stillen Frieden auf dem Wasser, kostet Sprit und emitiert CO2.
Soweit die Theorie. Tatsächlich ist das Flautensegeln eine ziemlich nervenaufreibende Angelegenheit, zumindest wenn es 5 Tage so geht. Sobald ein kleines Lüftchen weht und man mit 2,5 Knoten vorwärts kommt, werden schon Pläne für die abendliche Ankerbucht gemacht. Dann geht das Lüftchen 30 Minuten später vorbei und alle Pläne sind nur noch Staub. Mal kommt das Lüftchen von hinten, und hoffnungsvoll wird die Genua ausgebaumt. Bis dann 30 Minuten später das Lüftchen von vorne kommt und alles wieder abgebaut werden muss. Mal sagt der Wetterbericht ein Lüftchen für den nächsten Tag an, das dann fest eingeplant wird. Aber damit ist der nächste Frust vorprogrammiert, denn diese umlaufenden Winde in der Mitte eines Hochdruckgebietes vorherzusagen, ist scheinbar nicht möglich. Noch nervenaufreibender wird eine Flaute, wenn sie im offenen Meer statt findet. Es gibt eigentlich immer alte Wellen, die das Boot dann wild hin und herschaukeln lassen, da die stabilisierende Wirkung der Segel fehlt. Die Segel schlagen dann ebenfalls hin und her, dass es einem in der Seele weh tut. Tatsächlich ist uns auf der Nordsee in einer Flaute der Schäkel der Großschot gebrochen, der vorher Windstärke 6 klaglos ertragen hat. Unter Deck geht es dann bei dem Geschaukel so wild zu, dass normales Arbeiten und z.B. Kochen nicht mehr möglich ist.
Nun ja, diesmal sind wir unserer Philosophie gefolgt, haben den Motor nicht angemacht, viele schöne Eindrücke gehabt und einiges an Nerven geopfert. Schauen wir mal, wie es weiter geht.
Iona ist ein wunderschöner Ort. Zu dem Grün und den Felsen überall in Schottland kommen hier weiße Sandstrände und türkises Wasser, phantastisch. Ich hoffe, Helga schafft es bei dem schlechten Internet hier wenigstens ein paar Fotos hochzuladen. Außerdem gibt es in Iona eine alte Abby. Hier hat vor ca. 1400 Jahren der Bischoff St. Columba sein Kloster errichtet und von hier aus die Christianisierung Schottlands und Irlands gestartet. Der Ort fühlt sich ganz kraftvoll an und lädt zu schöner stiller Meditation ein.
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